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17.03.2013 von eb
, - Aktuelle Bilder
Eine kleine pessimistische Hommage.
Skizze DIN-A4 Klick macht dick.
Frei nach dem Motto, - nicht die Denker waren es, - sondern immer deren Jünger, stürzt sich so mancher Freund von mit Schubladen beseelter Universen, - bei den Klassikern selbstverständlich auch auf Shakespeares Sturm. Nun war Shakespeare genauso Meister im Spiel mit rohen Polarismen, hoch sensiblen Zwischenräumen, der Strategien und Intrigen, mit den Untiefen der menschlichen Seele, den Abgründen zwischen Liebe und Hass, wie auch den Ausgewogenheiten weiser Gedanken und hoch komplexer Zusammenhänge. Und manch einer, hat gar eine gewisse Schlitzohrigkeit an ihm bewundert. Den Sturm, kann man durchaus als eine Art abstrakter Summierung seines gesamten Könnens bezeichnen, dessen Besonderheit darin liegt, gerade eine Verhältnismäßigkeit zum assoziativen Analogisieren einzuhalten. Oder eben auch nicht. Bei Shakespeare, muss sich wahrlich keiner dem Hochmut ergeben zu glauben, ihn über interpretieren zu können, - aber unter- oder gar egozentrisch verfälschend bis gar nicht, - deckt gerade deshalb, eine riesengroße Palette ab.
Dabei fällt Shakespeares Sturm eigentlich hierzulande
sogar unter Kinder- und Jugendtheater.
Und wenn man dortige, bemerkenswert weitreichende Herausarbeitungen, mal mit so
manch Stückbeschreibungen und Aufführungen von durchaus hoch renommierten Häusern vergleicht, die sich nicht selten dazu im krassen Gegensatz sogar oft lediglich nur auf die simple Polarität zwischen Prospero und Caliban als mögliche abstrahierte Stellvertreter für Kultur und Natur, oder Priviligierte und Unterpriviligierte, mitunter gar bewertend in
Gut und Böse, den Angebotsgeist für die zahlende Publikumserwartung verkünstelt heiß schreiben, - und dies, - obwohl sie zeigen,
dass sie die wahre Tiefe darin wenigstens ahnen, - während andere
die Geschichte bedenkenlos, zwar möglicherweise witzig, - aber bis zur Unkenntlichkeit als Eigeninterpretationen umsetzen,
- kann man sich des Öfteren ein schwer vergnügtes Grinsen einfach nicht verkneifen.
Mitunter endet eines der möglicherweise größten und komplexesten, aber auch abstrahiertesten Stücke Shakespeares, - sogar lediglich als simples Drehbuch für heiter besinnliche Romanzen. Aber wäre dies tatsächlich zu kritisieren? Denn der Sturm ist eindeutig eine Komödie. Und auch genauso eindeutig eine Romanze. Und auch genauso eindeutig mehr. Was eine Art von Eindeutigkeit ergibt, mit der manche scheinbar Schwierigkeiten haben.
Nicht weniger vielschichtig sieht es aus, wenn das Stück zu Ende ist, und die Interessierten genauso das Theater verlassen, wie so manch Besucher die Bühne seiner selbst. Letzteres, - könnte man meinen, ist eine spezielle Klientel und leider oft nicht anders, als das Gebahren sonstiger Experten, welche üblicherweise das Objekt der Begierde kritisieren, - ohne dessen Umfeld und die eigene Begierde selber zu berücksichtigen. Um dann, - ohne es zu merken, selber als Prospero im ersten Akt und Szene Zwei hängen zu bleiben, wenn sie anmaßend und bewertend, dass "in Szene setzen" der eigenen Szenerie, über Lästerungen am Niveau per Hochmut vollziehen. Nirgendwo sonst, finden sich sinnigerweise aber bessere und quantitativ häufigere Karikaturen des Prospero, als unter Kritikern von Aufführungen des Sturms, nach Besuch des Sturms.
Wie bringt man aber jemanden an Komplexität heran, der als mögliches Publikum vielleicht allenfalls ein fest gezimmertes Weltbild mitbringt, in welchem Begriffe wie Gut und Böse, auch ein ebenso klischeeisiertes Gesicht besitzen? Also doch nur über Prospero und Caliban vielleicht? Die durch die größten und etabliertesten und auch ehemals Missionskirchen konditionierten Weltbilder vieler, - neigen fast schon mit blindem Automatismus dazu, dieses über die Polarismen Gut und Böse, Bekehrer und Bekehrtem, Missionar und Heide, Kultur und Natur, - an diesen beiden Figuren abstrakt zu fixieren. Während mehr esoterisch gestimmte Gemüter, sich fast genauso automatisch auf den mythischen Ariel werfen, der in ähnlichen Polarismen wie Himmel und Erde, auch im Umfeld der im Stück vorkommenden anderen Geister gesehen wird. Hier findet man sogar nicht selten, - die Art von Stürmischen, welche in der Brillanz eines mit dem unseligen Karma des Genius behangenen Literaten, nach dem gewünschten mythischen Licht innerhalb der eigenen Selbstsuche forschen. Shakespeare als möglicher Heilsbringer? Wer hätte das gedacht?
Was bei manchem Sinnsucher, sich dann allerdings im detaillierterem Gespräch, mitunter recht simpel über Namensgebungen erklärt. (Prospero - to prosper - gedeihen, blühen, Erfolg haben, - Caliban Annagr. v. Canibal, - Ariel hebräisch Löwe Gottes bis zum Namen eines Engels). Man sieht, - das Spektrum der Betrachtungsweisen, ist genauso breit gesät wie das Spektrum möglicher Tiefen davon. Die unzähligen kleinen und recht praktischen Reflexionen und möglichen Analogien, wie z.B. die eigennützige Dummheit von Caliban, die der skrupellosen Habsucht des nicht unbedingt überwältigend klügeren Stephano verfällt, fallen so manch Bürgerlichem, jetzt auch nicht unbedingt wie Schuppen von den Augen.
Zumindest mal nicht den Stöckelschuhen einer Leiharbeitsfirma, die das Stück irgendwie fröhlicher erwartet hatte. Den großen Kreis der sich selbst als unschuldig darstellenden Bewertung, die neue Schuld aufgrund von Eigeninteressen- und Überzeugungen unterschiedlichster Niveaus ergibt, wird zumindest von den Heilssuchern, wohl kaum jemand sehen wollen. Denn der bietet keine Lösung, keine Erlösung, keine Perfektion, sondern nur endlose Weiterbewegung eines lebenden Dickichts von hierarchisch niveauisierten Abhängigkeiten an. Fast wie im richtigen Leben.
Und wer würde sich wahrhaft der Konsequenz des Schlusses stellen? Wenn Prospero sich all seiner Macht entledigt, allen vergibt, und angreifbarer und abhängiger wird, als alle anderen dies vorher waren? Und damit das größte Klischee von allen zerbricht? Den eigenen abstrakten Mythos des imaginierten Guten über Macht? Da sehe ich gleich bei einer ganzen Latte von Machthungrigen jeglicher Couleur, gesteigerten eigenen Interpretationsbedarf mehr in Richtung heiterer Romanze mit Rückzug des Daddys.
Dass der Epilog im Sturm eigentlich ein "Open End" ist, welches auf pures Vertrauen aufbaut, verführt wahrscheinlich nicht nur in diesem Spektrum, die berühmten; "Vernünftigen einer Realität der Kurzsicht", weiterhin eigen-profitabler Pragmatik zu folgen. Selten, verinnerlicht jemand das gesamte mögliche Spektrum des großen menschlichen Unterschieds des letzten Aktes, welcher nur eine Szene hat, zum gesamten Rest an hoch strategischem Planwerk mehrerer möglicher Ebenen, in welchem doch nur der Mächtigste gewinnen kann. Und dann nur den Schuldigen unter Schuldigen zurück lässt, den es nach Unschuld dürstet.
So stellt sich wohl, - immer weniger werdend, kaum noch jemand dem was er
nicht sehen will oder kann, - als vielmehr nur noch dem, was er mit seinen eigenen gewohnten
Weltbildern oder Wünschen bequem in Einklang bringen kann.
Was eine aus einem möglich Gesamten heraus gesplitterte Teilimagination einer Imagination ergibt, deren Urheber den Spiegel selbst noch dafür, - hinter den Vorhang für alle gestellt hat. Einem Vorhang, über den abstruser-weise nicht nur jeder gerne vorschnell her fällt, - sondern leider auch immer kleiner wird.
We are such staff,
as dreams are made on;
and our little life
is rounded with a sleep.
Dieses viel genutzte Zitat aus dem Sturm ist zu schön für diese Zeit und diese Menschen.
Vielleicht etwas, - was diesem Zeitgeist noch übrig geblieben ist zu verstehen?
Ha, ha!
What things are these, my lord Antonio?
Will money buy 'em?
Very like; one of them is a plain fish,
and, no doubt, marketable.
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