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29.06.2013 geschr. am 24.11.2009 von eb
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John Keats, Teil 2
Die
Verserzählungen.
Vorwort
Während ich im
Ersten Teil
versucht habe die Person John Keats, hauptsächlich anhand seiner privaten Korrespondenz vorzustellen, möchte ich dies nun auch für seine Arbeiten versuchen.
Es ist, denke ich, aufgrund der Menge und auch des subjektiven Bezuges dazu, nicht möglich alle Arbeiten von John Keats zu behandeln. Manche sagen einem wenig, und man müsste sehr viel Zeit investieren um solch einen Bezug dazu zu erhalten. Andere vermitteln diesen wiederum sofort. Und manchmal erschließt sich erst nach Jahren etwas neues, von etwas was man vorher bereits gelesen hat ohne es verstanden zu haben. Dies macht den Reiz aus, der Qualität den Vorrang vor Quantität zu geben, und relativ konstant sich auf einen, oder wenige Dichter zu konzentrieren, anstatt quer durch die Geschichte hindurch über jeden die Daten zu kennen, aber keinen Bezug dazu zu haben. Deshalb beschränke auch ich mich auf einige wenige ausgesuchte Werke von John Keats, welche mich selber ganz besonders beschäftigt haben, und glaube, - es wenigstens annähernd zu verstehen. In der Hoffnung dabei ein wenig Interesse wecken zu können, werde ich versuchen dies anhand der Form ein wenig aufzuteilen, - und dabei mit den Verserzählungen von John Keats beginnen.
Die Verserzählungen
Hierzu gehören z.B . "Sleep and Poetry", "Endymion Book I-IV", "Hyperion Book I-III", "Lamia Part I und II", "Isabella or the Pot of Basil","The Eve of St. Agnes", und eigentlich auch der Traum vom "Fall of Hyperion Canto I und II". Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Hommages, Beschreibungen, Momentaufnahmen die man ebenfalls als Erzählungen in Versform beschreiben kann.
Lamia
Dieses in der Zeit 1818-1819 entstandene Stück, erzählt die Geschichte einer Schlangenfrau, die einerseits zwar Hexe, andererseits aber Opfer ihrer eigenen Hexenkraft ist, einen jungen Mann aus Korinth liebt, und mit diesem in einem, selber aus Magie erbauten Palast der Freude lebt, - bis das Glück durch den forschenden Blick aufdringlicher Klugheit und kaltblütigem Wissen zerstört wird. Die Quelle hierzu ist in Burtons "Anatomie der Melancholie" zu suchen, welche aus Philostratus "Leben des Apollonius" erzählt, - in welchem ein junger Philosoph "Menippus Lycius", - der ansonsten als kontrollierter und nüchterner Mann galt, sich unsterblich in die illiusionierte Dame verliebte, und sie zum Schluss in ihrem ebenfalls falschen Heim heiratete. Bei der Hochzeit war auch Apollonius zugegen, der sie als "Lamia" die Schlange-, und auch alles andere als Illusion enttarnte, worauf sie verschwand.
Hierzu muss erwähnt werden das auch Goethe sich dieses Stoffes zwei Jahrzehnte vorher schon bedient hatte. (Die Braut von Korinth). Da Keats aber der deutschen Literatur vollkommen fern stand, und alles andere als ein Plagiator war, würde es wohl kaum jemand einfallen ihm in dieser Richtung etwas vorzuwerfen. Zudem sind beide Behandlungsweisen extremst unterschiedlicher Natur. Was bei Goethe eine phantastische Ballade mit gewaltigem, dämonenhaftem Hintergrund ist, zeigt umso deutlicher das Geschick Keats, das Skelett eines Urstoffes meisterhaft mit Details und Nuancen zu füllen, und dabei die Schlichtheit des Ursprungs bestehen zu lassen. Auch ist seine Motivation eine ganz andere. Die Schlangenfrau ist bei ihm kein Dämon, sondern ein Opfer ihrer eigenen Kräfte und auch Liebe. Und statt aus der Illusion etwas negatives zu gestalten, verkehrt er sie entsprechend seiner eigenen Überzeugungen ins positive, - und lässt stattdessen den "weisen" Apollonius als bösen Buben übrig, der mit kaltem Herzen und ebenso kaltem Verstand, der Liebe, die auch wenn sie auf Trug aufgebaut -, dennoch echt ist, - keine Chance. Grauen und Spuk wird durch Verlust und Schmerz ersetzt. Weisheit und Klugheit durch Liebe und Gefühl.
Dieses Stück ist mit großer Vorsicht und Überlegung geschrieben worden, und liest sich, beim ersten Mal, am besten schnell, wobei die Form der paarweisen Reimung fast zwingt. Dabei kommt es am ehesten einer Erzählung gleich, welche durch den Aufbau von Spannung und Dramatik, und einem Finale welches in ein Drama endet lebt. Aber letztendlich kann man dieses Stück gar nicht oft genug lesen, weil es einfach voll ist von Bildskeletten, welche der Phantasie des Lesers genügend Spielraum zu eigenen Interpretationen liefert.
Außerdem ist es eines der wenigen Stücke von Keats, welche offenbaren das auch bei ihm, der Liebe an Schönheit bindet, durchaus noch anderweitiges Empfindungspotential vorhanden ist.
Hyperion
Als man den ertrunkenen Percy Shelley fand, der ein Zeitgenosse und Freund John Keats
war, fand man den Hyperion von Keats bei ihm. So jedenfalls steht es in einem Vorwort einer deutschen Übersetzung des Hyperion von Walter Schmiele aus dem Jahr 1948. Es brauchte eine Zeit um dieses Buch über Antiquariate zu besorgen, hat sich aber insofern gelohnt, weil es nicht nur eine der besten Übersetzungen bisher überhaupt ist, sondern auch weil es den englischen Urtext des Hyperion aus einer der ersten von Keats besorgten Ausgaben aus dem Jahre 1820 beinhaltet.
Das Thema kann man generell mit; "alle Macht der Schönheit" beschreiben.
Die Verserzählung beschreibt den Sturz der Titanen aus der griechischen Mythologie, die mittels Hesiods Theogonie und Homers Illias auch auf John Keats nicht ohne Einfluss war, zumal die Dichter seiner Zeit ein ganz besonderes Interesse an griechischen Mythologien entwickelt hatten. Hierbei bedient sich Keats einer englischen Übersetzung der "Metamorphosen des Ovid". Hyperion Buch I, ist eine Elegie, die den Sturz des Saturn (Kronos) behandelt, und die Trauer ob der verlorenen Größe der Titanen. Lediglich der Sonnengott Hyperion besitzt noch seine Macht, ist zwar ebenfalls bedroht, wird aber von seinem Vater Coelus (Uranos) zum Widerstand ermutigt. Das zweite Buch beschreibt den Titanenrat, welcher alle Hoffnung auf Hyperion setzt. Während das Gros der Titanen hoffnungslos ist, trumpft Okeanos mit einem Plädoyer für die Schönheit der neuen Götter auf, welche aufgrund dieser den alten überlegen sein müssen, da "das Schönste auch das Mächtigste ist, und deshalb als ewiges Gesetz betrachtet werden könne".
Dies entsprach wohl am deutlichsten dem, was Keats darunter verstand die Welt in Dichtung zu verwandeln. Der dritte Band, welcher nie fertig wurde, beschreibt Apollo, einen der neuen Götter, der Mnemosyne ( die Nymphe, die entsprechend Hesiod als abstraktes, personifiziertes Gedächtnis angesehen werden kann ), gegenüber den Grund für seine Trauer erklärt, und sich dabei endgültig zu einem Gott wandelt.
Das sich Keats besonders auf die Gestalt des Titanen Hyperion konzentrierte,
entspricht seiner Mentalität. Sein Zeitgenosse Lord Byron, welcher einen eher
offenen Chauvinismus auslebte, hätte sich wohl eher für den stärksten
aller Titanen, Okeanus entschieden, und ganz bestimmt nicht für Uranus,
welches ihm gemäß der griechischen Mythologie letztendlich die Männlichkeit
gekostet hätte. Hyperion, als Licht, und Sonnengott (eigentlich war er der
Vater des Sonnengottes Helios und der Mondgöttin Selene), ist der latente und tragische Held,
der zögert seine Kräfte einzusetzen, und in seiner Empfindung als Gott des "Lichts"
den größtmöglichen ästhetischen Übergang zur Schönheit bilden kann.
Die beste Form den Hyperion zu lesen ist, wenn man sich Keats als Maler vorstellt,
welcher Momentaufnahmen seiner Vorstellungen einfriert, um sie dann in Versform nieder zuschreiben. Auf diese Weise erhält jeder Absatz, (die dementsprechend sehr unterschiedlich gegliedert sind), der Bücher eine eigene Statik die fast zur Meditation taugen. Diesbezüglich erlaube ich mir, ohne hoffentlich Inhalt vorweg zu verraten, den zweiten Absatz aus dem ersten Buch wiederzugeben.
Along the margin-sand large foot-marks went,
No further than to where his feet had stray'd,
And slept there since. Upon the sodden ground
His old right hand lay nerveless, listless, dead,
Unscreptred; and his realmles eyes were closed;
While his bow'd head seem'd list'ning to the Earth,
His ancient mother, for some comfort yet.
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Im Ufersand die breite Fußspur rann,
Nicht weiter als wohin sein Schritt geirrt,
Und schlief dort ein. Auf dem durchnässten Grund
Lag kraftlos seine Rechte, träge, tot,
Des Szepters bar, sein ungebietend Aug
War zu, doch schien das Ohr geneigt zur Erd,
Der alten Mutter, ob sie Trost ihm spräch'.
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Endymion
Diese 1817, vor dem Hyperion entstandene Romanze, beginnt mit dem Satz
"A thing of beauty is a joy for ever". "Schönes gibt ewige Freude".
Das Werk an und für sich, behandelt die Probleme der aus der griechischen
Mythologie stammenden Figur des Endymion mit der Liebe, ist allerdings eine
sehr planlos aneinander gereihte Folge von Episoden aus der griechischen Mythologie.
Die Planlosigkeit hatte Keats selber zugegeben, und war neben Unverständnis
für den Inhalt, auch Grund für eine damalige schlechte Kritik. Genau genommen
könnte man es als eine Art Lehrstück für ihn selber betrachten, zumal er,
erst nach Fertigstellung dieses Stückes, selber begann sich z.B. ernsthaft mit
Shakespeare und Milton auseinander zusetzen.
Die Form, (die übrigens auch bei Lamia verwendet wird), entspricht einer zu Keats
Zeiten sehr gängigen Form des Bühnenverses, welcher vorher durch Shakespeare nicht
nur in England schwer popularisiert wurde, und als "heroic couplet" bekannt war. Eine Sequenz von Paarreimen mit auf dem jambischen Pentameter (englische Metrik, entspricht weitgehendst dem jambischen Fünfheber), aufbauenden Zeilen, und maskulinen Reimen, - entsprechend dem Zweizeiler am Ende eines Sonetts.
Knapp zusammengefasst, könnte man das Stück folgendermaßen beschreiben.
Endymion liebt als Ideal die Mondgöttin Selene (die Keats in Cynthia umbenennt),
und als Relität ein irdisches Mädchen. Das bringt ihn in ziemliche Seelenkonflikte, welche sich aber auflösen indem sich die Züge der Mondgöttin mit der des Mädchens vermischen. Das Schicksal von Endymion tritt aber im dritten Buch in den Hintergrund und macht Platz für eine Episode mit dem Meeresgott Glaukus, Skylla und der Zauberin Circe, was ziemlich was von einer Geschichte aus Tausend und einer Nacht an sich hat. Doch auch hier geht es um geteilte Herzen und Seelenkonflikte. Soweit zum Grundtenor,
bei dem eine sehr freie Interpretationsgabe von griechischer, und auch anderer Mythologie vorausgesetzt werden muss.
Endymion lebt in einer Umgebung welche den Gott Pan verehrt, denen aber der Zugang zu dessen Reich der "wilden" Natur verwehrt ist.
Endymion, der sich aber trotzdem dorthin traut, erlebt einen Traum mit der Mondgöttin Selene (Cynthia), welcher ihn zeitweise selber in himmlische Gefilde versetzt. Seine Schwester Peona warnt ihn davor, das sich dieser Traum nicht erfüllen kann, was ihn aber nicht überzeugt.
Er begibt sich auf Wanderschaft, welche ihn durch immer groteskere Landschaften führt, und schließlich in einer bizarren Höhlenwelt verzweifeln lässt, aus der er durch Bitten an "seine" Göttin befreit wird. Zurückgekehrt in die normale Welt trifft er -, und verliebt sich in ein Mädchen, welches bei Keats als "Indian Maid" beschrieben wird. Obwohl's bei beiden eigentlich mit der Liebe stimmt, glauben sie das sie sich nicht vermählen dürfen, worauf Endymion sich in ein Einsiedlerleben zurückzieht, und dort wiederum von "seiner" Göttin träumt. Nachdem seine Schwester ihn aus der Einsamkeit zurückgebracht hat, entdeckt er das Göttin und Mädchen identisch sind, worauf diese ihn in einer Art Spiritualität bei sich aufnimmt.
Bereits in diesem frühen Werk legt Keats Wert auf den Akzent, das Schönheit selber, als Quelle und Bedingung alles Schönen auf der Welt immer dort zu verstehen ist, wo sie indirekt erfahrbar ist. Er sieht sie als Fluchtmöglichkeit vor einer beängstigenden Welt, - aber auch als Möglichkeit trotzdem Hoffnung und Sinn zu finden. Somit sieht er es auch als seine eigene Aufgabe an Schönheit zu produzieren.
Was beim Endymion unbedingt hervorzuheben ist, sind sehr detaillierte Naturbeschreibungen, die man fürwahr als schön bezeichnen kann. Auch spielt Erotik durchaus eine Rolle. Die beschriebenen Seelenkonflikte dagegen sind eher irritierend, und führen oft zu der Überlegung inwieweit der Dichter gerade selbst damit konfrontiert ist, was bezüglich eines Eindrucks von Resignation nicht für gefundene Lösungen spricht. Auch muss ich erwähnen, das ich selber bei dieser Verserzählung von Keats ein ständiges Gefühl von Inkonsistenz empfinde, weshalb weitere Ausführungen weder hilfreich noch fair wären. Lesenswert, und angesichts der Länge auch voll von neuen Entdeckungen, ist es allemal.
Schlusswort
Damit möchte ich es bezüglich der Verserzählungen erst einmal gut sein lassen, hoffe ein wenig Neugier geweckt zu haben, und werde mich im
nächsten,
und letzten Teil auf die Oden und Sonette von Keats konzentrieren, wobei die Oden geeignet sind einen tieferen Blick auf die Person des Dichters zu ermöglichen.
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