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29.09.2016 von eb , - Aktuelle Bilder

Comic ist keine Pop-Art ...

Die Leute lieben Pop-Art. Ist so. Ich leider nicht. Ja, - noch schlimmer, - es nervt tödlich, wenn man bezüglich der eigenen Buntheiten auf Pop-Art angesprochen wird. Auch trotz der sicher diesbezüglichen Zwielichtigkeit, irgendwo zwischen Comic und Kinder- wie Märchenbuch, fühlt sich die eigene Comicseele, - dem Comic, - aber auf gar keinen Fall der Pop-Art verpflichtet. Sicher, könnte man das eine oder andere mit mächtig viel Farbe und Kulleraugen-Lichtreflexen bis zur Schmerzgrenze aufpeppen und stufenlosen Schattierungen ästhetisierten, ja vielleicht gar noch mit fotorealistischen Annäherungen weiter ausarbeiten und das dann als Pop-Art in die Welt hängen. Machen gar nicht mal wenige. Verräter, - elende. Godfather Robert Crumb möge euch Weisheit bringen. Comic, - füllte und füllt die gesamte mögliche Spannbreite zwischen grenzenlos albern, heftig schmutzig und über hoch sensible Aussagen und Komplexitäten hinweg, bis gar zur abgrundtiefen Düsternis. Pop-Art ist nur schön, aber schäbig charakterlos und zudem ein hoch unsensibel positivistischer Plagiator, der vom über-ästhetisierendem Aufmotzen von bereits Dagewesenem bzw. gar existierender Originale lebt. Aufgeblähtes karamelisiertes Popcorn, - eben. Bei Pop-Art die beim Comic räubert, kann ich sogar richtig muffig werden.

Das ist ungefähr wie, mit Gartenzwergen einen Porno zu drehen und ihnen damit ihre verdammt ehrliche Spießigkeit zu nehmen. Nur eben anders herum. Das auch Schmutzige am Comic zur Sauberkeit um zu lackieren, kann nur in blank polierten Pudeln ohne jeden Sinn-, als dem des Profits am blöden Sehgenuss für saturierte Ästheten ohne Inhalt enden. Spätestens nach "Elvis the pelvis" und was Andy Warhol-, oder ein wenig Beschäftigung mit Comic- und was Roy Lichtenstein daraus gemacht hat, bekam schon der Lichtensteinsche Satz; "I can see the whole room...and there's nobody in it", - eine ganz eigene Dimension. Das Leitmotiv von Pop-Art ist, Kitsch mit Kitsch und Oberfläche mit Oberfläche zu brechen und das als Kunst zu versilbern. Ein Teil des Charakters vom Comic ist, dass wenn er Kitsch macht, auch dazu steht und das nicht mit kitschig veredeltem Kunstweihrauch behängt. Im Gegensatz zur Pop-Art, hasst Comic genau dies, bzw. dient ihm allenfalls selbst als Opfer. Im Comic taugt ein Pudel zu schier unglaublich viel, - in der Pop-Art nur zum teuren Glänzen. Comic muss man nicht mögen, - Pop-Art fleht darum. Natürlich gibt es Wahnsinnige, die das auch im Metier des Comic am liebsten für ein bisschen Weihrauch aus diesem wunderbarem Kunstmarkt glatt noch akademisch verraten würden, aber da muss man i.d.R. nicht lange warten, bis sich eine reine Comicseele eben mit den Eitelkeiten und Legendenbildungen des Kunstestablishments auch dieses Metiers befasst.

Pop-Art ist dagegen hauptsächlich visualisierter Positivismus mit doppelt imaginierter Authentizität, die im Grunde einfach nur veredelt poppen will. (Zweideutigkeiten waren nicht beabsichtigt) Selbst wenn sich darin so etwas wie Kritisches finden würde, wird man es allenfalls in der Legende des Künstlers davon finden, dem dabei aber absolut bewusst ist, dass er eigentlich nur Ansprechendes machen will. Wogegen nichts zu sagen ist, aber man muss es auch nicht kreativ verklären. Zusätzlich muss einfach erwähnt werden, dass Comic auf eine minimum über tausendjährige Vorgeschichte mit Eigenentwicklung zurück blicken kann und im Gegensatz zur Pop-Art, beileibe nicht nur vom Konsumcharakter als kultureller Basis abhängt. Das ist überhaupt der generelle Unterschied. Comic-Cons, die den Comic unter der Überschrift Pop-Art preisen, sind für mich fern jeder ehrlichen Beschäftigung damit. Aber es entspricht einem Zeitgeist, dem es nur noch um die laute positivistisch profitable Imaginierung von klischeeisierten Inhalten geht, wobei selbst die Inhalte nur noch sekundären Charakter haben. Man klopft einfach so zwei Begriffe wie Comic und Pop-Art zusammen, macht ein Eintrittsgeld dafür, - und nach ihnen die Sintflut. Ich will ganz bestimmt keinem Pop-Artisten sein Ding vermiesen, und wenn er damit Erfolg hat, dann gönn ich ihm sogar mehr als dies. Auch bin ich der letzte, der was gegen nette Dekos hat, - aber Pop-Art, kann vielleicht ganz schöner Comic sein, - doch Comic ist keine Pop-Art. Schon alleine deshalb nicht, weil er sich seinen schlechten Ruf ehrlich verdient hat. Also bitte.


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