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24.03.2012 von eb , - Aktuelle Bilder

Was ist gute Kunstkritik ?

Aus der Reihe: "Kunst und Kuchen, Kultur zum Fluchen."

"Was wäre, - selbst noch im hahnebüchenen Raum des Ichs als Mythos, so etwas wie authentische Kreativität, wenn sie Rücksicht darauf nehmen würde, dass ausgerechnet ihre Bewerter, - sie verstehen?"

Eigentlich hat man bezüglich der dunklen Welten, im Moment ganz andere Dinge in der Mache, - und damit auch im Kopf. Aber mit Acryl zu klecksen, ist so eine Sache. Die mitunter mit vielen Zwischenschritten bepflastert ist, welche sich alle nach der weiteren Vorgehensweise richten. Und im Moment steht leider gerade wieder einer dieser 3-4tägigen Press- und Trocknungs-Zwangspausen zum erneuten Glätten der Malfläche an. Ich denke alle Pinselschwinger und Papier und Papp-kundigen, welche nicht der Leinwand oder der Holzplatte frönen, - kennen das Problem. (Diesbezüglich werde ich beizeiten auch mal versuchen, die eigenen Erfahrungen zusammenzufassen.) Und da im lokalen Rahmen die Frage aufgetaucht ist, welche ich hier auch als Überschrift verwendet habe, möchte ich die Zeit nutzen, mich ein wenig darüber auszulassen, - und auch generell mal ein paar eigene Statements los zu werden.

Über Kunst wird viel geredet, spekuliert und vor allen Dingen, - sich endlos im Kreis gedreht. Dies findet unsereiner überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil sogar. Wenn man ein paar Feinheiten beachtet und ehrlich dabei bleibt. Und auch ohne, jetzt gleich wieder die ultimative Perfektion dabei zu erwarten. Unsereiner sieht sich selber z.B. überhaupt nicht als Künstler. Auch nicht als Schriftsteller, (bezüglich der Bücher). Unsereiner malt gerne Bilder, erzählt gerne wüste Geschichten und experimentiert auch furchtbar gerne diesbezüglich. Das ist alles. Und genauso wie die Vorliebe für Comics und Satire, - hat dies einen Grund. Man hat zwar eine entsprechende Ausbildung und beschäftigt sich privat jetzt gut über ein halbes Leben damit, - trotzdem, - und gerade deshalb, - verdiene ich meine Brötchen auch genauso lange auf andere Art und Weise. Und verkaufe auch bezüglich Kunst, weder etwas als Objektivität noch als Expertentum. Die Liebe dazu ist geblieben, die Liebe zur Ehrlichkeit auch. Für Klischeeliebhaber aus anderen Ecken, welche bezüglich dieses blogs eine Werbebude zum Aufbauen eines kunstgerechten eigenen Mythos vermuten, kann ich also getrost abwinken. (Der ging jetzt nach links-außen).

Kunst ist zwar ein extrem weit gestreckter Oberbegriff, der nicht nur dem Alltagssprachgebrauch bezüglich der z.B. bildenden oder musischen Künste gehört. Er gehört den Naturwissenschaftlern, den Philosophen und den Metaphysikern genauso, wie noch einigen anderen, - und auch eigentlich allen. Aber es ist nun mal zum allerorten benutzten Standard geworden, den Begriff auch entsprechend einseitig zu benutzen. Dies hat auch etwas damit zu tun, dass in diesem Zusammenhang jeder glaubt mitreden zu können. Was überhaupt nichts schlechtes ist. Solange auch dies, - fair, und vor allen Dingen ehrlich bleibt. Sinnigerweise ist das Thema größer, als mitunter ein profanes Verständnis aus dem eigenen Geschmack oder Vorteil heraus, - einem dieses doch recht oberflächlich verwendete Wort "Kunst" heraus rutscht. Kunst, jedenfalls das, was wir gemeinhin darunter verstehen, erfüllt unbedingt auch einen Sinn in Richtung Förderung von Kommunikation und insbesondere auch die Entwicklung bzw. Erhaltung von Kommunikationsformen, welche im Alltagsgebrauch eigentlich gar nicht als solche bezeichnet werden. Neben dem Hang von Politik und Wissenschaft, möglichst objektiv und rational homogenisiert für alle vermitteln bzw. aufklären zu wollen, ( wenn sie es denn täten ), wäre Kunst auch so etwas wie der dritte Kulturpart einer Gesellschaft, welcher als Mittler der Individuen und ihrer Subjektivitäten, Atopien, Empathien und auch Sensibilitäten innerhalb der Vielfalt unter sich fungiert. Aber alleine dafür, wieder eine rationelle Erklärung zu finden, welche auch für alle verständlich ist oder wenigstens ein individuell verständliches Beispiel erfährt, - wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Rationalität ist, auch wenn im heutigen Mainstream jeder versucht dies entsprechend ökonomisiert dorthin zu formen, - ganz bestimmt nicht das Metier dessen, was wir heute so lapidar als Kunst bezeichnen. Wenn dies geschafft wird, ist sie fürwahr verloren. Und damit auch alles, was sie uns geben kann.

Schon die Sprache, innerhalb der Szenerien, - ist mitunter eine ganz andere, - sehr oft eine vielseitigere und damit auch menschlicher orientierte. Aber auch hier, wird fleißig dagegen gearbeitet, - um wieder mal alles auf ein paar einfache Sätze herunter zu brechen, damit jeder auch was einfaches bewertendes darüber denken oder schreiben kann. Weshalb viele Leute Diskussionen um und über Kunst ablehnen. Merkwürdigerweise sind das dann aber ausgerechnet auffallend häufig die, welche auch unbedingt etwas darin bewerten müssen. Ich glaube, ich hatte dies schon mal beschrieben. Aus irgendeinem Grund, - löst eine gewisse Art von Expertentum, bei mir im Hirn immer das Abspulen eines lustigen kleinen Filmes aus, in welchem sich das Universum in eine Bananenschale verwandelt, - auf deren Schale, man dann herrlich mit dem geistigen Skateboard herum schliddern kann. Dies ist im Besonderen, eine spezielle Art von ganz besonders Selbstbewussten. Diese besondere Variante der größtmöglichen Konzentration, auf den kleinst möglichen eigenen Horizont, der dann mit unterstrichen ultimativer Wichtigkeit des eigenen Beurteilungsvermögens, - zur Welt erklärt wird. Vorzugsweise anzutreffen, - und dies leider wirklich nicht gerade selten, - als spezielle Unterart von Privatleuten, Galeriebesuchern, Kunstkenner- und Kritikern in auch wirklich allen Bereichen, - sowie auch Buch-Rezensenten mit besonders klaren Statements,- die nichts anderes aussagen, als das die jeweilige eigene Ansicht oder der eigene Geschmack vollkommen ausreicht, um die Welt fachmännisch und expertisenhaft zu erklären. Über dieser Leere an Inhalt, schwebt dann immer latent der Hauch des Mythos vom Kenner, der so richtig Ahnung vom Geschehen hat, und eine nähere Begründung seines Statements, - deshalb gar nicht mehr nötig hat.

Da wären als einfaches Beispiel z.B. Leute, (wie du und ich) zu nennen, die mitunter auch irgendwelche Bilder von medial hoch gepushten sogenannten Wunderkindern mit Sätzen kommentieren wie; "Das ist genau so miese Kunst, - wie Bob Ross." Die können nicht einfach sagen; "Das gefällt mir", oder "das gefällt mir nicht". Nein, - die wissen genau, - was richtige und falsche "Kunst" ist. Und missbrauchen sogar den gesamten Oberbegriff zur eigenen Bewertung. Das Gemetzel auf dem Wunderkindermarkt, findet ja jetzt nun auch nicht unbedingt mein Gefallen, - aber über solche Phrasen, deklassiert sich jede mögliche Kritik daran, - glatt über sich selber. Und schadet dabei nur denen, die damit gar nichts am Hut haben. Weder hat ein Bob Ross jemals Anspruch oder Wert auf elitäres Kunstgedröhn gelegt, noch ist einer dieser bewertenden Figuren fähig, wenigstens das hinzukriegen, wofür der sympathische Kerl gut ein ganzes Leben verbraten hat, um so viele Techniken wie möglich auszuarbeiten, mit denen man genau solchen Leuten, - wenigstens das ökonomisierte Malen beibringen könnte. - Umsonst. Eine Welt voller Experten, ohne Ahnung, - aber mit viel Spaß daran, ihren Kennerschmarrn los zulassen. Unsereiner vermeidet sogar dieses; "gefällt mir nicht", - weil so wichtig ist er nicht, dass er sich erlauben würde, schädlich die Arbeit von anderen zu bewerten. Schon mal gar nicht, wenn deren Nutzen gleich mehrfach größer ist wie der mögliche Schaden. Und was die hochbegabten Kinder angeht; ... Herrgott nochmal, - jedes Kind freut sich, wenn man seine Bilder lobt. Und wenn seine Eltern daraus ein mediales Geschäft- oder elitäres Gedröhn machen wollen, dann gehört "ihnen" eins hinter die Ohren, - aber doch nicht dem Kind.

Elitarismus wird immer noch gerne halbherzig in den akademischen Rahmen verschoben. Aber solche Leute, findet man nicht nur ständig, - sie sind sogar Standard. Und es ist vollkommen unabhängig vom Schul- Studien- oder Berufsverlauf. Es gibt mannigfaltige Versionen, wie man seinem subjektiven Geschmack Ausdruck verleihen kann, - ohne sich dabei über andere zu erheben, indem man den möglichen Kenner raus hängt. Dabei gibt es durchaus Kenner. Richtige Fachleute sogar. Für diesen Künstler oder jene Kunstrichtung z.B., - Menschen, die sich sehr umfangreich damit befasst haben. Leute, - wo es sich durchaus lohnt mal zuzuhören. Es gibt z.B. auch Kunsthistoriker. Unbedingt sinnvoll, - für jede Gesellschaft, um wenigstens noch einen größeren Blick auf vorherige Zeiten und Menschen zu erhalten. Und auch diese mit dem Jetzt zu vergleichen. Was sie aber jetzt auch nicht wieder gleich zu Göttern macht, die man endlos nach rezitieren muss. Für unsereinen, gab es z.B. mal neben ein paar anderen ähnlichen Schmökern auch die pflichtschuldige intensive Auseinandersetzung mit der; "Soziologie der Kunst" von Arnold Hauser. Ein 800 Seiten Wälzer über die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Gesellschaft, Licht und Irrlicht der Dialektik und der Differenzierung der Kunst nach Bildungssichten. Genau genommen, hätte auch die Überschrift; "Das Ende der Kunst" drüber stehen können, - denn dies war der Tenor. Das Ding hat 6 Teile und 90 Kapitel. Die zusätzlichen Abhandlungen über jedes Kapitel davon, sind gar nicht mehr zu recherchieren, - und deshalb auch nicht zu zählen. Doch alleine einige davon zeigen schon, wie vielfältig sich ein und der gleiche Text interpretieren lässt. Nun, - das Buch ist von 1974, - die Kunst gibt es immer noch, und bewegt sich dynamisch wie eh und je. Im Moment, leider hauptsächlich mittels marktwirtschaftlichen Orientierungspunkten. Aber auch dies, ist wieder in Bewegung.

Im Mittelfeld, dem sogenannten Kunstmarkt, wo sich eigentlich das Gros aller diesbezüglichen Händler, Experten und Kenner, - und natürlich auch ein großer Teil der Künstler selber bewegt, - herrscht ein besonderes Verhältnis zur Kunst. Die des Selbstgestaltens. Das Weben des eigenen Mythos. Der Grund, - warum unsereiner z.B. überhaupt nichts damit zu tun haben will. Hier ist alleine das Wort "Kunst" ein Prädikat, welches den Bekanntheitsgrad und möglichen monetären und vermarktbaren Wert von Künstlern und ihrer Werke bemisst. Hier findet man auch speziell die Künstler, die gerne mal vom Kunstprozess reden. Womit schlicht und einfach das Verhökern als Abschluss gemeint ist. Nur nebenbei, - bezüglich des Mythos; "Künstler", findet im Moment gerade eine hoch interessante Ausstellung vom Kunstverein Freiburg statt. Unter dem Motto: "Ich ist ein anderer". Ich finde dies wenigstens mal eine wirklich ehrliche Aktion. Denn normalerweise lebt dieses Metier vom Satz; "Sei ein Mythos, - aber sei du selber". Letztendlich zeigt dies, dass doch eine Auseinandersetzung mit sich selber stattfindet. Wie bereits gesagt, - auch dies, ist vielleicht wieder in Bewegung. Denn aus der Ecke des Kunstmarktes, kommt auch das anfangs genannte Prädikat im Sinne von; "Das ist Kunst, - und das nicht". Diesbezüglich kann ich nur ein weiteres, sehr subjektives, aber ehrliches Statement anhängen. Wer sich darauf einlässt, - begeht Verrat an der Kunst.

Letztendlich kommen wir aber auch zum Kunstkritiker. Dazu ein kleines Experiment. Was empfindet jeder einzelne, wenn er sich z.B. Comics im Verbund mit Kunst denkt? Bei den anfangs erwähnten Heilandskritikern aus dem Lager der Einfachbewerter, kann man fast sicher sein, dass mindestens zwei Drittel davon die Nase rümpfen. Comics - Kunst? Na, - wer hat sich beim Lesen dieser Zeilen gerade selber entdeckt? Ihr Kunstkritiker, - ihr. Denn auch dies ist Kritik. Leider aus dem elitären Bauch heraus. Comics gehören sogar zum Land der bildenden Künste. Und dort bilden sie nach wie vor, selber eine Art Stachel im Fleisch des Elitarismus über Konformitäten. Z.B. auch überall dort, wo man den Begriff Kunst, eher heimelig altbacken, mittels den alten Ölgemälden genauso alter Meister separieren will. Aber so weit will ich jetzt gar nicht gehen. Es ging um Kunstkritik. Wobei ich die große Kunstkritik, - nämlich die am Umfeld selber, - schmerzlich vermisse. (Von Hauser mal abgesehen, - aber das war 1974. Ziemlich lange her.)

Der Begriff hat zudem ein extrem oberflächliches Überschwergewicht bekommen, denn solange alle Werke, - aber nicht das Umfeld kritisieren, reden wir eigentlich über Kunstrezension. Aber auch hier, ist ein Kunstkritiker niemals alleine als Einzelperson fähig ein Werk zu beurteilen. Dies würde an gnadenloser Arroganz heran reichen. Eine Arroganz, die sich merkwürdig viele Leute, - einmal auf dem Kunstmarkt, aber auch im Lager der Menschen findet, die eigentlich gar nichts damit zu tun haben. Ein Kunstkritiker, sammelt normalerweise möglichst weit gestreut die Rezensionen mehrerer Leute, denen er ausreichend Beschäftigung mit der Materie unterstellt, und formuliert daraus eine Kritik. Ich kann also die Frage nicht beantworten, - was ein guter Kunstkritiker ist. Wie in der Politik auch, und ebenfalls auch in der Wissenschaft, - leben wir auch hier vom Vertrauen und Expertentum. Vom Vertrauen darauf, - wie fair und anständig, hier jemand Willen, Motivation, Anstrengung und natürlich Ehrlichkeit aufgebracht hat.

Und letztendlich, wird es einfach überall auch nur darum gehen. Es wird damit steigen, - und damit fallen. Aber dies betrifft nicht nur; "die da oben". Es betrifft alle. Der traurigste Satz, den ich in dieser Richtung vernommen habe, war der Wunsch, das Thema Kunst endlich mal "erwachsen" zusammen zu definieren. Sorry, - geht dies noch profaner und rationell kleingeistiger? Aber es gibt auch schönes. Das größte Kompliment, was man unsereinem z.B. bisher gemacht hat, war die Bemerkung; "Bei dir muss man an vielen Stellen immer zweimal nachlesen, bis man verstanden hat, was du meinst. Und manchmal versteht man es gar nicht." Da wusste ich, - da hat sich jemand angestrengt, - sucht nicht nur Unterhaltung bzw. Meinungsorientiertes Kopf-Abnicken über einen blog,- und er hat für heutige Zeiten etwas fürwahr ungeheuerliches getan. Er hat zweimal nachgelesen. Nur um etwas verstehen zu wollen. Dies ist doch wenigstens mal was. Meines Erachtens nach, - erwachsen aus solchen Bemühungen immer die besten Kritiker. Egal wo. Aber auch dies ist natürlich sehr subjektiv. Trotzdem übersieht man da gerne den leichten Vorwurf, doch lieber verständlicher zu schreiben. Denn diesem Wunsch, möchte ich lieber nicht nachkommen. Dann bleiben nämlich neben den Bemühungen, auch diese Komplimente aus. Wir reden schließlich über Kunst. Und ohne Kreativität, - ist auch die, - nur ein definierbarer Schaltkreis.

.....

Darum ist Halbbildung gereizt und böse; das allseitige Bescheidwissen immer zugleich auch ein Besserwissen-Wollen. Ein halbgebildetes Slogan, das einmal bessere Tage gesehen hat ist Ressentiments; Halbbildung selber aber ist die Sphäre des Ressentiments schlechthin, dessen sie jene zeiht, welche irgend noch einen Funken von Selbstbesinnung bewahren.

Theodor W. Adorno; Theorie der Halbbildung.


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