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04.03.2012 von eb , - Aktuelle Bilder

Stereotype, Klischees und Symbole.

Vom Klischee, spricht man im allgemeinen wenn ein schablonenhaftes Denkschema-, bzw. eine entsprechende Vorstellung oder Redensart, einen solchen Wiedererkennungswert erreicht hat, dass bereits schon ein symbolischer Charakter, bis hin zum unbewussten Automatismus dafür existiert. Dies sind Eigenschaften, welche eigentlich auch für viele Vorbildfunktionen zutreffen, - die ebenfalls Schablonen entsprechen. Da von diesen Dingen eigentlich keiner frei ist, trennt man hier i.d.R. recht hilflos zwischen Stereotype und Klischees. Wobei betreffs des letzteren, dann die Rede ist, wenn die Schablone bereits so überbeansprucht wurde, dass sie schon abgedroschen wirkt. Jetzt haben wir aber ein Problem. Sowohl der Begriff Stereotyp als auch Klischee, sind weder eindeutig definierbar noch genauso eindeutig voneinander zu trennen. Beide werden zusätzlich auch unmittelbar mit dem Begriff "Vorurteil" in Verbindung gebracht. Dies aber leider, auf geradezu gruselig "klischeehafte" Weise. Und beide, haben natürlich einen über-schwer subjektiven Hintergrund. Genau genommen, sind es Paradebeispiele für vollkommen relativierbare Bezeichnungen. Nun ist unsereiner kein Anhänger des Satzes; "Alles ist relativ". Einfach deshalb, weil er einfach nicht stimmt. Aber Begrifflichkeiten, deren pseudo-objektives Handling i.d.R. sich entweder an einem Mainstream-Empfinden oder dem ureigenem Geschmack orientieren, sind bereits schon dadurch extrem variabel verwendbar. Weshalb es jetzt natürlich furchtbar einfach wäre, "klischeehaft", in die volle Kiste des geradezu übergroßen Angebotes davon zu greifen. Alleine mit den durch Medien täglich produzierten und genährten Stereotype und Klischees, würden sich ganze Bücher, - fast von selber schreiben.

In jedem Fall, bezeichnet ein Stereotyp oder ein Klischee, immer die grobe bis sogar schlimme Vereinfachung von etwas. Um es selber mit einer klischeehaften Redensart zu beschreiben; "Alles über einen Kamm scheren." Was ich als nächstes auch gleich mal tun werde, indem ich darauf hinweise, dass im Laufe des folgenden Textes der Begriff "Klischee" oft auch genauso gut für die harmlosere Variante "Stereotyp", oder anders herum stehen könnte. Um Vereinfachungen, geht es sowieso generell dabei.

Ein Lehrer welcher Wissen vermittelt, kann als Vorstellungsbild davon, eine schablonenhafte Vorbildfunktion erfüllen. Es kann z.B. Jugendliche dazu animieren, diesen Beruf zu ergreifen, abzulehnen, oder lediglich einen informellen Eindruck darüber zu erhalten. Alle drei Möglichkeiten hängen einzig davon ab, wie das Bild davon gezeichnet, - und mit welchem Inhalt es vermittelt wird. Zeichnet man das vereinfachte Bild vom "gebildeten" Menschen in Lehrfunktion, spricht dies als Stereotyp, einen Drang nach eigener Bildung unter Umständen genauso an, wie einen möglichen Wunsch Wissen zu vermitteln, - aber auch durchaus die niederen "elitären" Beweggründe, nämlich darüber einen gesellschaftlichen Status zu erhalten. Dass es Lehrer aller möglichen Richtungen, Charaktere, Bildungsgrundlagen und auch mit genauso unterschiedlichen Motivationen gibt, vermittelt solch eine Vereinfachung nicht. Betreffs stereotyper Vorstellungen über Lehrer, sind wir wohl mehr als reich gesegnet. Eine wirklich abgedroschene Version davon, die deshalb auch eindeutig ein Klischee ist, wäre neben dem einfachen einzelnen Wort; "Pauker", z.B. auch das Bild vom Lehrer mit schütterem Haar, der die Lesebrille zart mit zwei Fingern auf die Nasenspitze vorschiebt, um dann klug über die Brillenränder einen belehrend an zu schauen. Ein Bildautomatismus, der übrigens bei vielen Älteren, auch immer noch für den Schriftsteller und Philosophen vorhanden ist. Ähnlich dem albernen Bild vom Maler vor seiner Staffelei, der über einen Pinsel hinweg, - sein Bild fixiert. Aber genau an diesem Punkt, wird die Geschichte auch extrem schwierig. Denn Stereotype oder Klischees zu produzieren, bzw. zu gebrauchen oder nach zu beten, - ist eine Sache. Als Vorbildfunktion aber wiederum zu übernehmen bzw. tatsächlich zu erfüllen, - eine ganz andere. Dass die Geschichte mit den Klischees, gerade deshalb, auch trotz dem Vereinfachungswillen dahinter, - nicht so ganz einfach zu betrachten ist, - möchte ich heute versuchen zu vermitteln. Und da das übliche; "Die da"-Gefühl, ebenfalls immer recht nahe an stereotype Vorstellungsmuster gebunden ist, beziehe ich die eigene Nase, natürlich mit ein.

Als erstes, nehme ich mir mal eines der harmloseren, aber vielleicht für mich gefährlicheren Beispiele. (Dies deshalb, weil ich in diesem Metier ein paar Freunde und Bekannte habe, welche recht kräftige Burschen sind. Zusätzlich muss ich vorweg nehmen, dass unsereiner fauler Autofahrer ist, - also eigentlich dort gar nicht mitreden kann.) Im Umfeld von Motorradclubs- Gangs-, etc, welche einem speziellen Ambiente bezüglich einem amerikanischen Motorrad-Fabrikanten frönen, geistert mitunter auch immer ein gewisser Stereotyp vom wilden, freien Rider mit Rockerfeeling. Jetzt behauptet unsereiner, - aber mal ganz frech und böse; Ein Harley-Fahrer, ist keiner der auf einem Motorrad geboren wurde, - sondern des öfteren jemand, der Peter Fonda im Kino oder Fernsehen gesehen hat. Und bevor mich jetzt jemand unter dem Moped kielholt, möchte ich erwähnen, dass dies einmal ganz normal- und ganz bestimmt kein Einzelfall ist, - und zum anderen, - dass ich gerade selber, mich auf's fieseste gleich zweier wirklicher Klischees schuldig gemacht habe. Zum einen, habe ich das Klischee des "aggressiven" Motorradfahrers/Rockers unterstützt, was überhaupt nicht stimmt, denn zumindest meinen Bekannten, kann ich bedenkenlos Friedfertigkeit und ein recht sanftes Gemüt bescheinigen. Zum anderen, trifft weder die Beschreibung auf alle zu, - noch gibt es nicht z.B. auch jede Menge Fahrer der Motorradmarke BMW, denen auf der Autobahn der Easy-Rider im Kopf rum spuckt. Worüber die begeisterten Anhänger besagtem amerikanischem Moped-Fabrikanten, natürlich jetzt wieder heftige Lachsalven vom Stapel lassen und anfangen vom Joghurtbecher zu sprechen. Dass es ein Comic-Zeichner war, der recht munter und sehr eigenwillig, bekannte Klischees mit einer Horex durchbrochen hat, zeigt wiederum, dass Humor und Toleranz immer geeignet sind, Menschen und Motorräder zu verbinden. Wie tief solche Geschmacks- oder Vorbildfunktionen gehen können, zeigen über kleinere Geräte mit noch kleineren Nummernschildern, und auch jüngeren Fahrern hinweg, sogar mitunter Fahrräder, deren Lenker einem dann doch ein Schmunzeln entlocken. Aber wer bin ich, dass ich die schablonierten Träume von Menschen in Frage stelle. Jemand der selber von kirschroten Bananen träumt, sollte sich diesbezüglich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wobei allerdings die Frage im Raum steht, - ob jemand ein Klischee kennt, in welchem eine kirschrote Banane vorkommt? Merkwürdig, - was man so alles auf die schnelle als verrückt abtut, - und was nicht, - nicht wahr? Der durchschnittlich ganz normale Widerspruch des Fleischessers, der seine Haustiere liebevoll streichelt, sowie die Errichtung eines Flohzirkus für Tierquälereien hält. Wer würde schon Flöhe essen wollen? Eine Frage des Geschmacks.

Eine Lebensausrichtung nach stereotypen oder klischeebeladenen Vorbildern, als Vorlage für eine Lebensgestaltung, muss jetzt auch nicht generell etwas mit modernen Medien zu tun haben. Die Liste der Kinder, welche Ritter, Prinzessin, König, Drachentöter, Gladiator, Polarforscher oder Bergsteiger werden wollten, ist sicher nicht minder kürzer als die, welche eher Berufe wie Astronaut, Geheimagent, Cowboy, Model oder Pirat anstrebten. (Bei Piraten wahrscheinlich eher die Richtung Johnny Depp, - anstatt Sebastian Nerz.;-) Dass die echten Piraten, jetzt nicht unbedingt mit einer doch etwas zu romantischen Sicht darauf vereinbar sind, stört da genauso wenig erwachsene falsche Piraten, wie die meisten allgemein gerne die rosarote Brille aufziehen. Und mit dieser Sicht dann, als Teenager mit Model- oder Sängerwünschen, - bei Deutschland sucht den Superstar enden. Aber so brachial, muss man dies nicht mal sehen. Unsereiner musste z.B. auch schwer grinsen, als er Sarah Wagenknechts Outfit, noch vor einigen Jahren bewundert hatte. Das roch geradezu nach dem hart-linkem Denkertum aus den 70igern, mit Vorliebe für graue Einheitskleidung und leichtem Mao-Style. Was genauso unfair war, wie es der unbewusste Drang ist, bei jedem Mann ohne Haare, gleich die rechtslastige Glatze irgendwohin zu verorten, wo der Träger solcherlei Frisuren, evtl. ganz und gar nicht hin gehört. Wozu natürlich ebenfalls gehört, dass andererseits unsereiner, immer dort verpackt wird, wo der wirre Spät68iger, - heute seine entsprechenden Klischees vom alternativen Biobauern über den linken Bombenleger, hin zum vollkommen vergeistigten Intellektuellen genau so abbekommt, wie anhand fröhlich bunter Bilder, jeweils von einer Ecke der kreative Irre genauso gesichtet wird, als mitunter sogar von einer anderen, der geschäftstüchtige Künstler. Und hier kann man bereits sichten, dass die Verwendung von Stereotype und Klischees, auch immer abhängig vom eigenen Umfeld davon sind. D.h. davon, inwieweit jemand selber sich in einem Umfeld bewegt, über dessen dort etablierte Klischees, er selber andere beurteilt.

Wovon natürlich auch wiederum keiner frei ist. Auch nicht davon, selber Vorbilder anhand von Klischees zumindest nach zu fühlen. (Nachäffen, - würde es etwas ehrlicher ausdrücken.) Dass unsereiner seine Marx-Ära, bereits schon im zarten Alter von 20 Jahren, zwar stilecht durch einen Vollbart gekrönt, aber dann doch lieber durch andere Denker bereichert hatte, darf ich dabei genauso erwähnen, wie die eigene Abneigung gegen das Klischee der Rockstars mit blöder E-Gitarre im Arm an der Schlafzimmertür, - die unsereiner bereits noch früher, lieber durch doch etwas schneidigere Comichelden ersetzt hatte. Dies müsste an Selbstentblätterung etc. Selbstkasteiung eigentlich ausreichen, um zu zeigen, dass infolge von Schablonen, durchaus bei jedem was Lebensprägendes hängen bleibt. Stereotype und Klischees, sind sozusagen, - immer und überall. Niemand kann sich weder ganz davon frei sprechen, - noch sollte darauf verzichtet werden, - sie zu reflektieren. Einen Grund, haben sie immer, aber sie sind auch niemals etwas anderes, als grauenhafte Vereinfachungen. Sie können harmlos, liebenswert, ja sogar nützlich-, aber auch diskriminierend, schädigend und gefährlich sein.

Und letztendlich, geht es auch immer nur um letzteres. Die gefährlichsten Varianten, sind meiner Ansicht nach jene, welche eigentlich bereits vollkommen überholt sind, - aber nicht so wahr genommen werden. Sondern stattdessen als etablierte Sichtweise. Eine Denkschablone aber, die nicht bezüglich ihrer Abgedroschenheit reflektiert, sondern als normal empfunden wird, - erreicht unter Umständen, über mehrere Generationen hinweg gesehen, eine ganz andere Begrifflichkeit; - nämlich Tradition. In überschaubaren Zeiträumen innerhalb eines Lebens, - erreichen sie, - minimum im Mainstream des momentanen Umfeldes, als erstes den Status einer richtungweisenden Symbolik. Stereotype und Klischees, gehören zudem zum wichtigsten Handwerkszeug von Werbe- und PR-Fachleuten, - mit dem Ziel, die Funktionalität dieser Symbolik zu erreichen, welche sich wie ein Schalter bedienen lässt. Ein erreichter Markenkern zum Beispiel, - ist nichts anderes, als eine etablierte Schablone zum Nachbeten mit Wiedererkennungswert, bei dem ein einfaches Zeichen, Bild oder Buchstabenkürzel ausreicht, - um den gesamten Kontext um dieses Symbol herum, - direkt ins Gedächtnis zu rufen. Dies geht mit Gummibärchen, Tomaten-Ketchup und Autos genauso, wie mit Deutschland sucht den Superstar, Big-Brother und Lady Gaga.

Was einen ganz besonderen Geschmack erhält, wenn damit strategisch und bewusst, Manipulation und Meinungsmache betrieben wird. Das Klischee der "Sozen", die seit Gerhard Schröder, zwar eindeutig keine mehr sind, wird trotzdem wacker weiter als Image hoch gehalten. Das Klischee des grünen Umweltschützers mit humanem Weltbild, ist spätestens mit dem Bio-Sprit-Fiasko und einer grünen Mischpoke von Ökonomie und Ökologie, sowie der Mitbeteiligung an Hartz-IV, real eigentlich gestorben, - wird aber trotzdem ununterbrochen weiter genährt. Dies führt dann zu so abstrusen Situationen, wo nicht gerade wenige SPD-Wähler, die sich selber als sozial bezeichnen, - plötzlich angefangen hatten Langzeit-arbeitslose zu diskriminieren. Oder auch vereinzelt zu, mit Pelzmäntel behängte Upper-Class-Damen, welche direkt aus dem Audi-A8 heraus, die Umwelt-bewussten spielen. Oder auch dazu, dass christliche Kirchgänger aus dem schwarzen Lager, das Klischee des Christen ausgerechnet damit würzen, dass sie härtere Strafen, Abschiebehaft für Ausländer, oder gar die Todesstrafe zurück fordern. Das Klischee vom gelben Liberalen dagegen, hat sich selber ausgereizt. Und ist als solches auch erkannt worden, - bzw. hat sich auf unter 2 Prozent begeben. Wohingegen das Klischee von der LINKEN, als Partei der verkappten Kommunisten, ständig neu genährt wird. Was natürlich alles ebenfalls nicht dazu führen sollte, dass nicht in all diesen Parteien, sich auch Menschen bewegen, welche diesen Klischees nicht, - oder doch entsprechen. Dass sich daraus aber neue, andere oder alte Klischees ergeben, bzw. erhalten, kann kaum den Betrachtern vorgeworfen werden, - wenn die Urheber selber, - strategisch mit Klischees operieren. Wenn dies sogar noch mit professioneller Hilfe über PR-Abteilungen, - und alles unter dem Deckmantel einer "Mediendemokratie" passiert, - dann ist der Manipulationswille dahinter offensichtlich, - und dies, sehe ich zumindest, ganz bestimmt nicht als Klischee an.

Aber man kann es auch aus unzähligen anderen Richtungen heraus betrachten. Mein blog z.B., hat mitunter sogar beträchtliche Klischee-Schwierigkeiten. Das heißt, ein Mangel in dieser Richtung, wird hier sogar als Nachteil gesichtet. Die stereotype Erwartung an einen Polit-Blogger ist für viele genauso wenig nach zu empfinden, wie eine eindeutige Erwartung an einen Comic- Kunst- oder was weiß ich blog erfüllt werden könnte. Keiner wird verheimlichen können, dass sich nicht auch bezüglich blogs, bereits erhebliche stereotype Erwartungen gebildet haben. Diesbezügliche Ratgeber von anscheinend kompetenter Seite, fühlen sich jedenfalls gemüßigt, mich auf die Einhaltung einer seriösen Stilrichtung hinzuweisen, mit welcher ein Publikum mit Erwartungshaltung, auch seine quantitative Schublade öffnen könnte. In der Regel, wird dabei geraten, auf die eine oder andere Richtung zu verzichten. Da diese Ratgeber, aber genauso unterschiedliche Ansichten über den richtigen Verzicht haben, bleibt es mir erspart, mich über fehlende Vielfalt beim Publikum zu ärgern. Auch hier wieder, der Hinweis darauf, dass es immer die gewünschten eigenen Stereotype sind, welche einen dazu verleiten, - anderes darüber beurteilen zu wollen. Diesbezüglich, genieße ich übrigens auch meine blogrolle. Welche auch schon Gegenstand für Kritik an mangelnder Sortierbarkeit war. Dort finden sich Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Religiöse genauso, wie Fröhliche, Traurige, Glückliche und Unglückliche. - Menschen eben. Dies ist es, was mir wichtig ist. Die seltsame Mixtur hier, ist vielleicht ein wenig ungewohnt, - trotzdem ist es alles andere, - als Klischeefrei. Auch unsereiner, hat schließlich seine Vorlieben, Orientierungspunkte, Wünsche und Lebensgestaltungen mit eigenem Wohnzimmergefühl, - die sich auch hier, durchaus über Stereotype und Klischees äußern.

Auch hängt man unser-einem gerne mal das Klischee vom Gegner jeder Konformitäten um den Hals. Dies ist ähnlich, wie das Klischee vom Linken, der am liebsten den ganzen Markt abschaffen würde. Ich erzähle dies jetzt nicht, um mich selber zu erklären, sondern hauptsächlich um zu zeigen, dass es immer die eigene stereotyp gewohnte, bzw. gewünschte Erwartungshaltung ist, welche Urteile aus schnellen Schablonen zaubert. Blöderweise gibt es aber auch keinen realen praktischen Weg, dies tatsächlich auf Null zu reduzieren. Weshalb der recht lapidar gehandelte Zusammenhang zwischen Klischee und Vorurteil, durchaus selber, als Klischee betrachtet werden kann. Wer noch mal nach schaut, wird im Banner das Wort; "Reflexionen" entdecken. Reflektive Betrachtungsweisen, sind der große Feind von schablonierten Denkmustern, - helfen aber auch, sie zu verstehen. Es macht immer Sinn, - Dinge nochmals von Grund auf zu hinterfragen, - um brauchbare Verhältnismäßigkeiten zu finden. Und ein brauchbarer Schritt dazu ist z.B. der, sich auch selber, eher in seiner Gesamtheit zu sehen, als in einem selbst gewünschten oder gefordertem Klischee.

Verhältnismäßigkeiten, welche zugunsten einer ziemlich profitgeilen Ideologie verlassen wurden. Kennzeichen jeder Ideologie, ist das Definieren neuer Verhältnismäßigkeiten zum Selbstzweck. Und damit auch entsprechender Stereotype und Klischees. Z.B. wird ausgerechnet innerhalb dieser Markt-Ideologie, - immer gerne von einer "Mitte" gesprochen, - die aber real gar keine ist. Von einer gesellschaftlichen Mitte spricht man dann, wenn ihre polaren Gegensätze an den Rändern, in der Mitte ihren kumulativ tolerantesten Punkt der gegenseitigen Auseinandersetzung damit erreicht. Eine Mitte, die einstimmig das komplett gleiche Marktlied singt, die gleichen Anforderungen an Wertigkeiten, Erfolgsgefühlen, - ja selbst noch die Träume zur Selbstverwirklichung, über ein und den gleichen Geschäftssinn sowie die Ideologie dazu definiert, - ist keine Mitte, - sondern das Klischee einer Mitte. Die sogar mittlerweile ziemlich abgedroschene ideologische Denkschablone eines gefährlich unbewusst gelebten, und ebenso unreflektierten Einheits-Zustandes, dem jede Vielfalt fehlt, - weil er bereits so automatisiert ist, dass er nicht mehr als Klischee wahrnehmbar ist, - sondern gelebt, kopiert und nachgeahmt wird. Der Punkt, wo sich Vorurteile und Beurteilungen aufgrund stereotypen Denk-mustern, nicht mehr über ihre eigene Vielfalt, beim Gebrauch der gleichen Denkmuster, aus verschiedenen Umfeldern heraus betrachten lassen.

Die Beweglichkeit, Toleranz, Sensibilität, geistige Tiefe - und ganz besonders die Kreativität einer Gesellschaft, - steigt und fällt, mit ihrem generellen Hang zu Vereinfachungen. Diese beherbergen immer einen Willen nach quantitativer Erreichbarkeit und Verständlichkeit. Je einfacher, undifferenzierter und quantitativ gleichförmiger der Umgang mit Stereotype und Klischees wird, desto mehr, ist dies aber auch als Indikator für die Gleichförmigkeit einer Gesellschaft verwendbar. Wobei die Abnahme eines Gebrauchs von Stereotype und Klischees, eher das Gegenteil von dem aussagt, was so gerne angenommen wird. Auch wenn einige vom vollkommen vorurteilsfreien Menschen träumen, zeigt eine Abnahme von Klischees, real nicht eine Zunahme von ebensolchen Menschen, sondern die Ausrichtung dieser Menschen auf einheitlichere und quantitativer verbreitete Klischees. Der rudimentäre Schluss davon, ist eine gesellschaftsweit gleich verwendete vereinfachte Konzentration, auf einige wenige Über-Schablonen, an denen sich die üblichen Kleinen dann orientieren.

Hinter Systemdenken zum Beispiel, - steckt ein ganz besonders großer Wille zur Vereinfachung. Diese Form des Denkens, geht vom Objektivismus aus, - und übersieht dabei die Schwächen der Menschen, um ausschließlich ihre förderbaren Stärken zum Eigenerhalt des Systemes einzusetzen. Die Arbeitsressource schlechthin. Im Kommunismus genauso, - wie im Kapitalismus. ( Oh, ich höre schon das erregte Geschrei von einer ganz bestimmten Seite aus.) Beim letzteren mitunter auch gerne als ökonomisch betrachtbares Leistungskapital bezeichnet. Eine Einstellung, die man ebenfalls, als gesellschaftsweite Etablierung eines Klischees betrachten kann. Zumindest als Basis zur Produktion von Stereotype über Arbeitswillige und Arbeitsunwillige, Leistungswillige und Leistungsunwillige. Gibt es letztendlich, - einfachere und reduziertere Einheitsschablonen, zur Bewertung von Menschen? Die Gefährlichkeit dahinter, ist zumindest für mich, mehr als offensichtlich.

Wie bereits erwähnt. Stereotype und Klischees, können harmlos und sogar liebenswert sein. Aber auch das komplette Gegenteil davon. Wenn sie nicht reflektiert werden, landen sie dort, wo sie niemand mehr bemerkt. Was aber niemals bedeutet, dass sie nicht vorhanden sind. Gibt es dort draußen, - irgend jemanden, - der tatsächlich von sich behaupten könnte, niemals in seinem Leben Vorbilder gehabt zu haben? Niemals Begeisterungen oder Lebenswünsche, ob nun positive oder negative, ob nun bescheidene oder elitäre, - anhand von Schablonen, - bis hin zum Klischee, - ausgerichtet zu haben? Wäre dem tatsächlich so, begrüße ich die erste selbstlernende und zudem vollkommen motivationslose Intelligenz, welche ihr Wissen aus dem Nichts bezieht. Ebenso ist ein Leben ohne Vorurteile, aufgrund von Vergleichen, auch anhand von Schablonen, ein logischer Witz der Aufklärung, welche sich einen Witz als Logik für Perfektion wünscht. Ebenso ist es aber ein Unterschied, ob einfach fertige Phrasen oder Klischees ab gedroschen werden, weil man da so herrlich wenig selber denken muss, - oder diese reflektiert werden, - und damit auch Vor(ver)urteilungen vermieden werden.

In der Kunst, genießt der Vereinfachungswille über Stereotype und Klischees sogar noch eine ganz spezielle Betrachtungsweise. Reizt man die Relativität der Begriffe bis zum Schluss aus, dann bedeutet der Begriff; "Niveau", nämlich nichts anderes, als die ständige Sensibilisierung von Stereotype, solange keine neuen kreiert werden, welche diesbezüglich neue Möglichkeiten bieten könnten. I.d.R. wird darüber ein ständiger Kreislauf von Geburt, Tod und Neugeburt definiert. Etwas Neues, wird zuerst in Richtung Kompliziertheit niveauisiert, dann beim Erreichen des Zenits wieder zurück in Richtung einfacher Symbolik. Was ebenfalls als Niveauisierung bezeichnet wird. Geht auch dies nicht mehr weiter, kann es entweder nur Neues geben, - oder irgendwann erscheint dieses "Neo" aufgrund von Einfallslosigkeit. Der Aufstieg und Fall vieler Kunstrichtungen, zeigt diesbezüglich doch recht auffällige Ähnlichkeiten. Ich persönlich, wehre mich allerdings schwerstens dagegen, den Zustand unserer Gesellschaft entsprechend metaphysisch analog zu betrachten. Ganz besonders deshalb, weil auch dies, letztendlich nur eine ausgesprochene Vereinfachung, mit zudem schwerem Geruch nach Fatalismus ist. Lässt man das alternativlose Schicksalsgelalle nämlich einfach mal weg, dann bedarf es neben den üblichen Establishments der etablierten Richtungen, lediglich der gleichwertigen Akzeptanz von Kreation und Neuem, bzw. Alternativen, - um das Problem von Grund auf zu beheben. Eines der schlimmsten, armseligsten und erbärmlichsten aller Klischees, - ist der Spruch von der Alternativlosigkeit.

Für Stereotype und Klischees, als momentane Indikatoren, sehe ich es folgendermaßen; Je vielfältiger diese sind, - desto harmloser sind sie. Je vielfältiger und unterschiedlicher, die Verwendung von ein und dem gleichen Klischee ist, desto differenzierter und kritischer wird dieses Klischee reflektiert, - und deshalb auch entsprechend damit umgegangen. Je weniger ein Klischee reflektiert wird, desto wirksamer ist es als unbewusster Automatismus, - und ist darüber für Manipulationen genauso verwendbar, wie für Selbstbetrug. Je größer die Verbreitung weniger Klischeeumfelder, desto gefährlicher werden diese. Ich verwende "Klischee" hier eigentlich auch als Platzhalter für Stereotype. Aber nehme ich klischeehafte und vollkommen informationslose Phrasen wie z.B. "die Märkte", "das Finanzsystem", "der Erfolg", "die Marktintelligenz" oder ganz besonders schön; "die soziale Marktwirtschaft", - dann spreche ich eindeutig von den abgedroschendsten Klischees, die ich mir nur ansatzweise noch vorstellen kann. Das Bild vom Weihnachtsmann, wird dabei, zusammen mit dem Osterhasen, glatt auf Platz zwei der Liste verschoben.


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