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07.06.2012 von eb , - Aktuelle Bilder

Von Landmännern, Worthülsen und techno-sozialem Management.

Selbstvermarktung, Werbestrategien, Produktengineering, Management. Merkwürdigerweise, sind dies Worte, welche für die Mehrzahl dieses deutschsprachigen Umfeldes wie von selber von der Zunge laufen, aber bei unbequemen Themen, dann immer plötzlich von zu viel intellektuellem Kauderwelsch radebrechen. Versteh ich ja auch. Des Menschen große Gabe, ist die Überbewertung des selbst Gewohnten. So findet es auch unsereiner durchaus sinnvoll, sprachliche Brücken zugunsten aller Menschen zu bauen. Ganz besonders aufgrund von Erinnerungen an hiesige süddeutsche Sprachkünstler, welche mich ob meines eher mitteldeutschem Sprachgebahrens, anfangs immer mit Sätzen konfrontiert haben, wie z.B. "Kansch nit recht babble?". Dass mein eigenes, zugegebenerweise mitunter etwas gestelztes Hochdeutsch, eigentlich lediglich das gut gemeinte Angebot eines Dialektikers aus dem bergischen Lande ist, um überhaupt eine Unterhaltung zwischen zwei höchst eigensinnigen Sprachformen zu erreichen, - dringt eher weniger ins Herz, des seinen eigenen Dialekt liebenden Heimattümlers. Was um so mehr verwundert, dass das Wort; "Produktmanagement", sich jedenfalls, bis auf kleine Unebenheiten in der Silbenbetonung, merkwürdigerweise frei von jeglichem Lokalcolorit, trotzdem allgemeiner und vollkommen kritikloser Bekanntheit erfreut. Und nach einer Bemerkung am Tresen, dass ich schmerzlich eine Übersetzersoftware für heutigen Managementjargon vermisse, bekam eines der kommunikationsfreudigen Mitglieder dörflichem Landlebens, plötzlich diesen Gesichtsausdruck des Missionars gegenüber dem unzivilisierten Wilden, - und fragte auf liebenswürdige Art; "Vaschtohscht des etwa nedde?" Naja, - was soll ich jetzt dazu sagen? Ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, ob Englisch wirklich, die viel zitierte Weltsprache ist.

Die werbespezifisch interessante Zielgruppe landschaftspflegendem Ressourcenmanagements, neigt innerhalb seines Projektportfolios zugunsten der strategischen Ausrichtung des Prozessmanagements, als auch der heimischen Sprachpflege, zum Synergismus zwischen Investition ins Profiling werbeintensivierter Erdnähe, und einer, die eigene Corporate Identity fördernde Unternehmenskommunikation. Eine Geschäftsprozess-modellierung, wird nicht ganz einfach werden.

Ich würde dies jetzt so schrecklich gerne mal, in reinstem Schwäbisch hören. Oder auch Allemanisch. Oder Bayrisch. Oder Kölsch? ... Von mir aus auch Ebbelwoi.

Diese zeitgemäße Markt- und Managementprosa, ist ja jetzt nicht unbedingt nur ein Problem im alltäglichen Leben. Mittlerweile wird man das Gefühl gar nicht mehr los, von allen Ecken und Enden mit diesem; "Hauptsache es klingt modern" - Sprachschätzen bombardiert zu werden. Was auch die gewachsenen, fachspezifischen Begrifflichkeiten selbst betrifft. Unsereiner kennt z.B. noch Leute, die sich in verständlicheren Zeiten, als Sozialarbeiter- oder Sozialpädagogen, (damals gab's noch Sozialarbeiter), noch immens dagegen aufgelehnt hatten, Menschen wie Kalkulationsmüll oder reine Sachobjekte zu betrachten. Heute hören nicht gerade wenige davon sich an, wie Strategen aus der PR-Abteilung der Großindustrie und Niklas Luhmann beim systemischen Grillen gleichzeitig. Dort scheinen Wörter wie; "systemisch" und "Management", offenkundig zur heiligen eierlegenden Wollmilchsau fachspezifischer Einfaltslosigkeit mutiert zu sein. Da fliegen einem die systemischen Ansätze, die systemische Beratung, das System Familie, Systemtheorie im Allgemeinen, Systemtheorie im fachspezifischen, Systemtheorie zum Klo-Gehen, systemorientierte Pädagogik sowieso, Intervention im System, Erziehungsprozesse und Social-Management nur so um die Ohren. Liebe Sozialpädagogen, - bei allem Respekt, - aber seid ihr noch ganz bacher? Ist euch klar, dass ihr euch selber damit vor die Entscheidungsfrage stellt, was ihr eigentlich sein wollt? Eine soziale Hilfestellung, - oder Technokraten?

Und auch bei so manchem Deutschlehrer, kratzt man sich doch am Kopf, wessen Deutsch denn hier vermittelt werden will, wenn die Faselei von der Reinhaltung deutschem Sprachgutes zur Belehrung jugendlicher Eigendialekte, in prozessorientiertem Denken und verantwortungsbewusstem Selbstmanagement endet. Manchmal wirkt das, als würde ein Gärtner seine Tulpen zu Rosen um malen, - und sie dann zu Autos zu erklären. Aber selbst der, - redet manchmal nicht mehr von Gartenpflege, sondern von technischen Lösungen zur Umsetzung der Planung seiner Gartenanlage. Und unter der Überschrift Gartenmanagement, heißt der Salat jetzt Ressource. Naja,- wenn das mit den Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten heutiger menschlicher Ressourcen im Arbeitsmanagement so weiter geht, kann ich das sogar verstehen. Allerdings vermute ich hier mehr den Einfluss einer Mutation zum High-Tech-Gärtner, - ohne größer ausgeprägtes Zeitgefühl fürs eher verarmende Umfeld, wo keine Kohle für motorisierte Geranienpflege vorhanden ist.

Ganz besonders schön, ist die Sprachentwicklung innerhalb von Gebieten zu beobachten, die sowieso dazu neigen, jeden neuen Mumpitz fast schon automatisch toll zu finden. Wie z.B. das Gebiet der Softwareentwicklung. Dort scheint der technische Informatiker eher vom Aussterben bedroht zu sein, und wenn doch noch mal einer auftaucht, sieht man ihn den Kopf schütteln. Was nicht wundern muss. Alleine schon bei bekannten Entwicklungsumgebungen aus dem Dörfchen Redmond, ist fast schon offensichtlich, dass hier Marketingstrategen eine ganz neue Sprache für Programmentwicklung und/oder Netzwerke basteln. So Sachen wie Rechnerwolken und Poolingeffekte, sind ja noch ganz lustig, und als rudimentäres Überbleibsel aus der Wolkenbastelei und PR-Effekthascherei der New-Economy zu verorten. Aber spätestens beim Betätigen irgendeines Hilfeaufrufs zur Eklärung dessen, was man erwarten darf, betritt man eine komplett andere Welt. Das simple Wort "Entwicklung" oder gar "Programm" sucht man vergebens. So etwas heißt hier alles direkt Lösung aufgrund eines oder mehrerer Projekte, die prozessorientiert angegangen werden müssen. Was ja noch harmlos klingt, aber bis man hier auf eine Aussage trifft mit der man was anfangen kann, hat man auch so gut wie zu jedem Pippifax, die halbe PR-Litanei zum x-ten Mal wiederholt gelesen und zwanzig neue Wörter gelernt, die nach allem möglichen klingen, aber ganz bestimmt nicht aus der Nomenklatur von Software-Entwicklern stammen. Wundert mich nicht, wenn der eine oder andere entnervt mit einer Linux-Werkzeugkette los legt und früher fertig ist, wie andere sich noch durch die Hilfe quälen müssen, um überhaupt zu wissen wie man mit dem Kram loslegen könnte. Und so manch alter Hase, öffnet bei offenem Fenster, eine Dose, und geht ähnliche Wege, - nur um endlich zu Potte kommen zu können. Nicht selten, fällt dabei der Satz; Gott verfluche die Übermacht der Wirtschaftsinformatiker. Was ich durchaus verstehen kann.

Zusätzlich interessant, - ist noch ein spürbarer Hang zur Übertreibung durch Verwendung nun wirklich sinnloser Worthülsen. Ob der Zustand, dass, - wenn der Schreiner einer sozialen Einrichtung, der Hausmeister und die Sozialpädagogen ihren Wochenplan durch kauen, - gleich Supervision im multiprofessionalem Team heißt, jetzt nun wirklich zur Vermittlung von Seriösität oder gar Professionalität tauglich ist, sollte vielleicht mal super anvisiert werden. Sicher, - man kann wirklich aus allem eine Wissenschaft machen und ihr wohlklingende Namen geben. Aber ab einer gewissen Übertreibung, wird die Albernheit dahinter, auch dem letzten klar. Außer natürlich dem, der es liebt die Vermittlung sozialer Umgangs- und Gesprächsformen, als qualitativ hochwertig systemisches Coaching zu verstehen. Jedenfalls ist erfreulicherweise zu sichten, dass solcherlei rhetorische Darmgesänge, selbst noch bei den potentiellen Opfern davon, eher auf Kopfschütteln, denn auf ehrfurchtsvolles Staunen stoßen. Hier wird der Supervisor, langsam deutlich zum Supervisand. Wäre vielleicht mal zu reflektieren, ob da noch irgendwo Bodenkontakt vorhanden ist.

Alles eine Frage des Managements, würde der Manager sagen. Und da ja anscheinend jetzt alle Manager sind, brauchen wir die ja eigentlich gar nicht mehr, - oder? Aber ich sehe, - auch ich, - muss dringend mein Lernmanagement bezüglich sprachlicher Neubildungen verbessern. Sollte mir mal was passieren und ich muss ins Krankenhaus, ist mir schon daran gelegen, fürs passende Krankenmanagement auch das passende Gesundheitsmanagement, (evtl. auch anders herum), innerhalb eines passenden Krankenhausmanagements dolmetschen zu können, damit ich mein Lebens- und Zeitmanagement so einrichten kann, dass neben einem Familienmanagement, wenigstens noch ansatzweise ein Altersmanagement drin ist. Innerhalb eines funktionierenden Gesellschafts- und Bürgermanagements, wissen natürlich insbesonders die klugen Söhne von Politikern, den Managern zu erzählen, wie man unter gemanagter Anleitung zum Management, Wege zu einem selbst-bestimmten Leben findet. Ich brauch jetzt dringend ein Lachmanagement. Aber Lachen kollidiert immer so blöde mit dem Zeitmanagement, wenn man es zur effektiven Leistungssteigerung ins Leistungsmanagement managen will. Gibt's eventuell auch da, - eine Möglichkeit, dies mal wieder auf den Teppich zu bringen? Möglichst ohne Teppichmanagement.


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