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28.01.2013 von eb , - Aktuelle Bilder

Das Ding mit den Oberbegriffen.

Das Hintergrundrauschen zwischen Komplexität und Abstraktion, - Teil 2.

Im ersten Teil dieses eigentümlichen Rauschens durchs Hinterland des Unbestimmten, - versuchte ich, anhand schlichter perspektivischer Sichten, nicht nur ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass es Räume für Betrachtungsmöglichkeiten geben könnte, die aus verschiedenen Gründen ständig ignoriert werden, - sondern auch, dass sich gerade hier die Grenzen von z.B. Abstraktionsversuchen abzeichnen, - welche dann eben auch ignoriert werden. Jedenfalls war von Dimensionierungen und Entdimensionierungen genauso die Rede, wie vom praktischen Unterschied zwischen Erlebnis- und Betrachtungswelten. Dabei ging es mir hauptsächlich um die Vermittlung eines Gefühles für Verhältnismäßigkeiten dafür, dass weder Systemtheorien, noch sonstige abstrakte Modellierungsversuche tatsächlich dazu taugen könnten, soziologisch Gesellschaften erfassen und beschreiben zu wollen. Wobei ein Punkt noch gar nicht angeschnitten wurde, der meiner Ansicht nach, sogar richtig gefährlich für Gesellschaften werden kann, - welche als Ganzes, bereits mental dazu neigen, nur noch zu-höchst abstrahierenden Begriffen zu folgen. Besagte ignorierte Räume betrifft nämlich nicht nur Räume ohne Nomenklatur, die einfach nur in der Ignoranz untergehen. Sie entstehen auch, wenn durch medial wie Alltags-rhetorisch bis zur Phrase über-strapazierte Begrifflichkeiten, bereits bestehende Wörter schlichtweg aussterben lassen. Was bedeutet, dass auch die sensibleren Sichten auf die mit diesen Wörtern oder Begriffen beschriebenen Räume weg fallen. Will meinen, wenn z.B. mittels Überdimensionierung einer abstrahierenden Begrifflichkeit, die bereits erwähnte Entdimensionierung der darunter gesehenen bzw. vermuteten realen Inhalte in der Lebenswelt stattfindet.

Sachlichkeit, Objektivität, Wachstum, Mittelstand z.B., wären nur wenige aus einer ganzen Reihe von zur reinen Phrase degenerierter Oberbegriffe, welche sich in diesem Kontext betrachten ließen. Bezüglich Sachlichkeit und Objektivität, werde ich in einem späteren Teil noch mal ganz speziell auf die damit verbundene Gefährlichkeit eingehen. Zur Zeit besonders aktuell, wäre wohl "Islamismus". Dies über-stülpt nicht nur eine ganze Vielfalt von Richtungen und Räumen innerhalb einer Religion, sondern ist mit Sicherheit auch ganz bestimmt nicht konstruktiv, bezüglich eines friedlichen Miteinanders mit der Gesamtheit einer immerhin zweitgrößten Religion weltweit. Und es ist vollkommen irreführend. Ein simpler Ersatz durch "religiöse Fanatiker", wäre sicher auch nicht differenzierter, - aber wenigstens fairer im Angesicht dessen, dass es dies in jeder Religion gibt. Mit solchen, wirklich hirnlos verwendeten Phrasen, kann man ganze Welten in endlose Kriege stürzen. Während sie auf der anderen Seite hervorragend dafür geeignet sind, einfach nur Schaum zu schlagen, um letztendlich gar nichts zu erreichen, als das übliche Geheul der darauf konditionierten pawlowschen Hunde. Was auch mittlerweide den Begriff Sexismus betrifft.

Was ich eigentlich ganz bestimmt nicht vor hatte, wäre mich auf die momentane sogenannte "Sexismusdebatte" einzulassen. Wenn es nicht so herrlich in den Kontext passen würde. Sexismus ist eines dieser komplett entgleisten Oberbegriffe, die im Willen nach einfachen abstrakten Beschreibungen, zumindest innerhalb dieser "sogenannten" Diskussion, - ganze Batterien an nicht betrachteten Räumen flach legen und einfach ignorieren. Zudem, ist es ein geradezu grandioses Beispiel, für die komplette Verarmung von Sprache, - sprich abstrakte Reduzierung. Und ich befürchte, dass damit erst gar keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt darunter, - stattfinden wird. Die Fliegenden Bretter, haben dies bereits schon sehr treffend beschrieben. Alleine schon das Hinzufügen, von vermeintlich vergessenen Wörtern wie Busengrapscher, Aufdringlichkeit und Alpha-Männchen, öffnen sich Räume mit weitaus differenzierbareren Möglichkeiten. Oder wer hat z.B. das letzte Mal in einem medialem Auswuchs das Wort "Flirt" gelesen? Eigentlich eine schöne Sache oder? Aber wie unterschiedlich, könnte so etwas aussehen? Ziehen wir evtl. in Betracht, dass nicht alle den möglichst akademisch stil- und niveauvollen Flirt drauf haben? So etwas bei marktradikal vertunnelten FDP'lern, (inkl. Piraten) zu erwarten, bei denen unter Männern wie Frauen auch noch so Sätze kursieren wie z.B. "Frechheit siegt", darf man auch ruhig mal mehrschichtiger sehen als übers plumpe Argumentieren über Macht. Vollkommen daneben liegende Anmacher, existieren auch ganz ohne Macht. Durch ihre simple Unsensibilität. Bauer sucht Frau, kann man auch stilgerecht akademisieren. In echten Lebenswelten, sieht das fürwahr anders aus. Auch eine mögliche Diskussion, das eine verkaufs- wie werbetechnisch vollkommen übersexualisierte Angebotswelt hier fast schon die Vorlagen liefert, sehe ich lediglich in Ansätzen. Man könnte, - muss sich sogar, unbedingt auch über Respekt vor dem Würdeempfinden des anderen Menschen unterhalten. Sehe ich das? Unbedingt sogar. Im Kontext von Sexismus, findet der nächste Ansatz direkt bei Würde statt. Möglicherweise kommt dabei aber heraus, dass selbst dies noch, eine hoch vielfältige und zu höchst individuelle Angelegenheit ist. Was auch ein genauso konzentriertes Interesse und eine hoch entwickelte Sensibilität fürs jeweilige Individuum erfordert. Und deshalb wahrscheinlich wieder mal zu anstrengend ist. Zumindest, finde ich es ausgesprochen merkwürdig, in einem Kontext von Würde zu reden, während Männer wie Frauen gleichermaßen, bereits schon, - und dies ohne jeden Widerspruch, - soziologisch wie wirtschaftlich, zur menschlichen Ressource auf dem Arbeitsmarkt definiert wurden. Ist ein wenig daneben, - oder? Aber gut.

Stattdessen, findet eine sogenannte Debatte statt, die durchs billigst mögliche Hollywood-Klischee "The dirty old man and the young woman untouchable" getriggert wurde, in der mitunter sogar bei entsprechenden Zeitungsmeldungen, Kommentatoren dadurch über Sexismus anderer plappern, indem sie den tatsächlich eigenen, - schlichtweg hinaus brüllen, - ohne ihn überhaupt selber zu reflektieren. Ein ziemlich deutliches Zeichen für komplettes Desinteresse an überhaupt so etwas wie Auseinandersetzung, außerhalb der eigenen Erklärungen. Im Wunsch nach Weltformeln, zur abstrakten Behandlung von Problemen in einem Abwasch und unter einem Oberbegriff, wird die reale Vielschichtigkeit darunter so weit untergehen, dass entweder ein variabler Generalverdacht für alle entsteht, oder gar nichts geschieht. Ersteres ist überdeutlich, wenn man sich im gesamten anschaut, wie sich alles eigentlich nur um dem Begriff Sexismus im Kreise dreht und selbst noch Menschen in Kategorien schaufelt, die einfach nur ihre Ängste äußern. Männer wie Frauen. An diesem Punkt, will ich selber auch gar nicht weiter darauf eingehen, - sondern möchte auf ein Beispiel verweisen, welches diesen Punkt nicht nur weitaus besser beschreibt, sondern wo jemand eben nicht zeitgemäß doppelmoralin mit Phrasen übers real Eingemachte unterhalb von Oberbegriffen hinweg reitet, bzw. einfach nur eine emotionale Selbsterklärung abliefern will. Sondern ihre Ernsthaftigkeit und wirkliches Interesse unter ehrlicher Motivation beweist. (Mit Dank an Dirk bei feynsinn für den Link). Man bemerke den kleinen, aber extrem feinen Unterschied. Hier erklärt jemand nicht die Welt, - sondern stellt Fragen, - und gräbt tiefer. Und gerade dort, wo es unbequem wird. Sensibilität, und darüber auch der Respekt von Würde, - hat immer mehr mit Fragen zu tun, als mit Antworten. So läuft dringend nötige Sensibilisierung. Aber bestimmt nicht über Phrasen oder Oberbegriffe zum ewigen Wiederkäuen der immer gleichen Selbsterklärungen.


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