13.08.2011 von eb
, - Comic-Art
Seefahrers Knittelvers-Romantik an Mittschiffs.
(C.) Klick macht dick.
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Das Schiff, geteert und Segel neu gesetzt,
alle Spanten, jeder Nagel frisch ersetzt.
Die Kanonen, neu gegossen und justiert,
die Takelage, effizienter optimiert.
Die reichen Gäste nobler Reisen,
handeln um das Entgelt ihrer Speisen.
Feilschen um den Wert des Zieles,
schwatzend auf dem Weg des Spieles.
Das Handelsvolk im Mitteldeck,
schaut bei Problemen lieber weg.
Weiß sowieso wies richtig geht,
solange nichts im Wege steht.
Die Reeder sitzen dicht beim Kapitän,
lassen seine Reise ihn verstehn.
Trinkend und an vollen Tellern prassend,
den Gewinn, im Voraus schon erfassend.
Auf der Brücke streiten Offiziere,
zur Bändigung der Mannschaftstiere.
Voll hehrem Stolz und wackerem Gemüt,
verteidigend ihr Vorrecht aufs Geblüt.
Steuern rauf und Steuern runter,
die Politik treibst heuer munter.
Denkt sich der satte Steuermann,
der sich die Heuer steuern kann.
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Manch Leichtmatrose wieder Willen,
schluckt schon länger bittere Pillen.
Lebt von dem, was man für nötig hält,
und dem Rest, nicht als zu viel gefällt.
Ob Steuerrad, ob Pinne,
der Kurs bestimmt Gewinne.
Und wo man noch was nehmen kann,
ist meist der schwächste Mann.
Gibt es nichts zu erben,
ist zu wenig meist zu viel zum sterben.
Doch zum Überleben noch genug,
um zu schuften, - für den Betrug.
Für den halben Lohn das Werk von Dreien,
lässt auch die stärksten Knochen schreien.
Doch zu knapp, die Zeit zum Klagen
und zu schwach, die Meuterei zu wagen.
Wer will noch wissen, was der Wert beträgt,
wenn das Unheil seinen Kurs einschlägt.
Wo fängt man an zu fragen,
menschliche Gewalt, höheres Versagen?
Drei Wachen reduziert auf zwei,
da ist dem Ausguck manches einerlei.
So sieht der Schlaf im Krähennest,
vom Riff, nicht mal den Rest.
Als ersten trifft´s den armen Tropf,
der müde wickelt sich die Leine um den Schopf.
Des Smutjes Handnetz, bei zehn Faden schon auf Grund,
hakt fest und zieht ihn in den Schlund.
Ein Anderer, steht noch mit leerem Magen,
am prall gefüllten Speisewagen.
Mit edlem Wein den Rachen spülend,
kurz vor dem Ende, wieder etwas fühlend.
Bei ungefierten Schoten
und voller Fahrt von fast neun Knoten,
mit dumpfem Krach und hohlem Ton,
trifft Kiel und Rumpf, - auf Boden schon.
Was nutzt ein Schott, - gleich hoch den vorderen Spanten,
wenn sie gegen scharf gezackten Felsen rannten.
Voll Wasser laufend bis zum Rand,
kein Kahn, bisher dem Sinken widerstand.
Der Hilfe bar, weil meilenweit,
kein Schiff, zur Hilfe ist bereit.
So müssen Mann und Maus alleine schwimmen,
weil ein Riff nichts bietet, um es zu erklimmen.
Und wieder mal,
war vielen, - viel egal.
Wichtig war, die Planung des Geschehens,
aufgrund systemischem Verstehens.
Doch den Haien ist der Sinn egal,
aus welchen Gründen jemand Essen stahl.
Und auch nach welchen Regeln,
Schiffe in den Abgrund segeln.
Ein Schiff ist nur ein Schiff,
im großen Meer, an jedem Riff.
Das ist der Sinn, beim Wort System,
was das Denken macht, - bequem.
Drum plant man Schiffe, ohne Scheu,
für viele Sachen, groß und neu.
Voll Mut und wahrem Glauben,
mit Verstand und vielen Schrauben.
Und plant und plant, von Deck zu Deck,
sieht das System, wie ein Gedeck.
Die Teile ordentlich verseilt
und ihrem Zweck gemäß verteilt.
Hier ein Faß Pulver, dort ein Gestänge,
zwei Matrosen, für die Gesänge.
Drei Mann extra für die Schoten,
zu gebrauchen, auch fürs Loten.
Der Rum gestrichen, denn auf allen Vieren,
fällt es schwer, zu funktionieren.
Auch zehn Faule, statt fünf Schnelle,
sind ökonomisch nicht sehr helle.
Dies muss man sachlich sehn und sehr vernünftig,
denn auch die Reeder, kalkulieren zünftig.
Was man wo sparen kann, - zeigt sich kühl,
wo sich das Optimum, frei fühlt von Gefühl.
Jeder Handgriff, der muss sitzen,
das Getäu rationalisiert, bis in die Spitzen.
Jedes Ding, hat seinen Zweck,
jeder Ballast, der muss weg.
Fürs System, gibts nur ein Optimum,
dem folgt das nächste Stadium.
Eine Stufe die genügt,
jeden Planer, um seinen Plan betrügt.
So fährt es hin, - manch stolzes Schiff,
geplant, gebaut, - fürs nächste Riff.
Den bei jeder neuen Fahrt,
wird an den Sachen etwas mehr gespart.
Und geht die Sache unter,
werden plötzlich alle Sachen munter.
Doch steife Bauten enden Spanten-krachend,
egal, - ob schreiend, weinend oder irre lachend.
Der Kapitän spricht noch mit viel Geduld,
- das System ist Schuld.
Geht dann von Bord mit hoch erhobenem Haupt,
- welches ihm ein Haifisch raubt.
Den Haien ist es piepegal,
welch System den Kapitänskopf stahl.
Und auch mit welchen Segeln,
Systeme woll´n den Abgrund regeln.
Sie ziehen stoisch ihre Kreise,
treibend, wartend auf die Speise.
Doch auch in ihrem Rachen,
landen nur die weichen Sachen.
Sachliche Ode mit schwer reduzierter Pathetik, - an den großen Zampano der Haie.
Eher geeignet zum sentimentalen Rezitieren auf dem Mitteldeck bei Sonnenuntergang. Aber auch als abgehackter Abgesang (Darwingesänge) mit militärischem Ambiente und hartem Klang an Steuerbord. Selbstverständlich auch möglich, - als Begleitung des ehrlichen Auswurfs eines Seekranken an Backbord. Bezüglich der Benutzung an der Reling
oder überhaupt in Nähe der Leichenfänger bei hoher See, beachte der Kenner die füllungsfreie Versform und schwer lädierte Metrik. Der Genuss von Alkohol während eventuellem Singens, - wird also dringend empfohlen. Ein Missbrauch als Shanty, würde die diesbezüglichen Bordreserven allerdings erheblich überfordern.
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