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09.03.2012 von eb , - Allerlei Textliches

Von Fischen und Unsicherheiten.

Was wirklich nervt, sind Sprüche aus der Wissenschaftsfolklore, - wie z.B, "wissenschaftlich bewiesen", - oder; "Die Wissenschaft sagt ...". Das hat was von ... "Gott sagte ...". Wie diffizil das tatsächliche reale Verhältnis zwischen Theorie und Praxis, auch in der Wissenschaft ist, zeigen vielleicht folgende zwei Berichte aus der Welt der Wissenschaft. Wobei zu betonen ist, dass mediale Weitergabe über Journalismus, immer erst die zweite Hand der Wissenschaftskommunikation ist.

Die EU will die Fischereipolitik reformieren (2011)
Biologen plädieren für eine Kehrtwende in der Fischereipolitik (2012)

Wenn es wohl etwas gibt, wovon jeder irgendwie abhängig ist, dann ist es die Aussage von Menschen, die letztendlich die nötigen Ratschläge für die weiteren Vorgehensweisen liefern. Wer die beiden oben verlinkten Berichte vom dradio aufmerksam liest, wird drei verschiedene Varianten entdecken. Einmal, der praktische Hinweis, dass sich auch die Industrie nach der Wissenschaft zu richten hat, zum Zweiten, dass die Industrie die besseren praktischen Erfahrungswerte besitzt, - und zum Dritten, dass die Wissenschaft selber, alle bisherigen Modelle auf den Kopf stellt. Wobei beide, ein eventuell altes, wie auch neues Modell, die Industrie zum vehementen Umdenken zwingen würde. Und das neue Modell, die gesamte EU dazu. Was also tun? Da unsereiner von diesem Systemdenken, ( große Fische ins Töpfchen, kleine Fische ins Kröpfchen ) sowieso nichts hält, und auch zu erbärmlich einfach ist, neigt man dazu, den neueren Erkenntnissen den Weg frei zu machen. Schon aus dem Grund, weil es immer komplizierter ist, wie man sich das selber vorstellen will. Aber dies ist lediglich jetzt Gefühlslage. Denn genau genommen, bietet der Vergleich der beiden Artikel eine geradezu grandiose Vielfalt an Unsicherheiten. Sowohl für Anhänger bekannter Vorstellungswelten, neuer Vorstellungswelten, sowie Verschwörungstheoretikern, Industriekritikern, Wissenschaftskritikern, ... und und und. Eine eigene Meinung dazu, kann sich unsereiner also gar nicht bilden. Denn einmal, ist in Sachen Biologie unsereiner froh, wenn er wenigstens den Unterschied zwischen einem Weihnachts- und Apfelbaum hin bekommt, und zum anderen, wurde der zwar sehr passable, aber schweineteure Zugang zur Vollrecherche bei den immer noch weitgehend seriösest möglichen Wissenschaftsplattformen "Nature" und "Science", aufgrund von Arbeitslosigkeit im letzten Jahr aus Kostengründen erst mal auf Eis gelegt. Somit bleibt also lediglich, die üblicherweise schwer bedenkliche Wissenschaftskommunikation aus zweiter Hand über mediales Entertainment. Weshalb ich auch auf beide Artikel verweise. Einmal um zu zeigen, aus wie viel Ecken man solche Dinge betrachten kann, - und zum anderen, um diesem Spruch; "wissenschaftlich bewiesen", seine geliebte Vermittlung von Endgültigkeit beim Publikum, mal wieder im realen Licht zu baden. Eigentlich missbrauche ich auch das Thema nur.

Was bei solchen Dingen niemals Einfluss haben sollte, ist das Dogma. Der naive Glaube, dass eine einmal gefällte Entscheidung oder Weisheit, bis in alle Ewigkeit Gültigkeit besitzt. Dahingehend, dürfen sich auch die neoliberalen Anhänger festsitzender Glaubensdogmen, die sie zudem noch ewig lang probiert haben, - wissenschaftlich zu untermauern, - ruhig angesprochen fühlen. Wenn es etwas gibt, was die beiden Artikel im Vergleich zeigen, dann ist es der Zustand, dass auch Wissenschaft nur Empfehlungen aufgrund einer momentan angenommenen Beweislage aussprechen kann. Der Rest, -auf die Zukunft gesehen, ist reine Spekulation. Und wird erst die Beweise bringen, - welche die Geschichte dann entweder wirklich beweisen -, oder vernichten werden. In beiden Fällen, muss man fähig sein, sich der Realität zu stellen. Dies betrifft Politik genauso, wie Gesellschaft, Demografie, wie auch durchaus jeweilige Anhänger, einer der Seiten des letzten Klimakrieges. Tatsächlich schreibe ich dies hier, nicht um eine Wissenschaft zu kritisieren, sondern um die Wichtigkeit des unideologischen wissenschaftlichen Disputs, mit all seinen Gegensätzlichkeiten zu unterstreichen. Bevor aus dieser Geschichte, irgendwann auch wieder ein Grabenkrieg entsteht, der allen möglichen nutzt, aber bestimmt nicht denen, die dann davon abhängig sind.

Um es etwas bildhafter und extremer zu formulieren. Ich erinnere mich diesbezüglich gerne an einige durchaus ernst zu nehmende Kritiker an der Urknall-Theorie. Die Reaktion war immer recht schnell und einfach. Wer wird ernsthaft eine allgemein gültige und akzeptierte Theorie anzweifeln? Dass diese Theorie eigentlich nur eine Hypothese ist, die aufgrund einer allgemein recht misslichen praktischen Beweislage mit ein wenig Doppler-Effekt und schwarzer Materie als Theorie akzeptiert wird, geht dabei schnell mal unter. Wer möchte sich schon die Einfachheit nehmen lassen, sich eine schwarze Fläche vorstellen zu können, in welcher ein kleiner Lichtpunkt aufblitzt, - und Bäng, - Big-Bäng , - und alles ist da. Ganz besonders, - wenn nichts anderes zur Verfügung steht, an dem man sich festhalten könnte. Doch so einfach, - ist das nicht. Der ständige Wille, alles auf rudimentäre Weltformeln reduzieren zu wollen, läuft meiner Ansicht nach, sowieso in die falsche Richtung. Und die beteiligten Wissenschaftler, sehen das auch nicht so einfach. Da steckt schon wesentlich mehr dahinter. Weiter kommt man aber nur, wenn man auch den Disput zulässt. Aber auch dieser, macht nur Sinn, - in einer vom Markt unabhängigen und wirklich neutralen Wissenschaft. Sonst wird das immer in die Hose gehen.


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