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23.04.2012 von eb
, - Allerlei Textliches
Betreuungsgeld
Frau Schröder
vermutet Schwarmintelligenz in der Koalition. Unglaublich. Was ich immer sagte, - das kommt dabei raus, wenn man digitalisierte Wissenschaftsesoteriker wie Peter Kruse liest. Keine Ahnung vom
Internet, aber nett klingende Wortfetzen, mit denen Halbbildung
Qualitätsjournalismus beeindrucken kann, - benutzt die zeitgemäße
Politikerin immer gerne. Da entspricht die Haltung zum Thema Betreuungsgeld
so ziemlich exakt dem Quell des Grundes. Denn immerhin war es diese
merkwürdige Nach-Koalition zwischen Bertelsmann und CDU, nach dem
rot-grünen Regierungswechsel mit Stiftungsbündnis, welche das Thema
Kinderkrippe zur frühkindlichen Betreuung durch v.d. Leyens Gnaden
und Liz
Mohn's ideologischer Unterstützung zur Seerienreife
brachte. Die Dinger sind zwar, auch trotz neuer Familienministerin
noch lange nicht fertig, aber die Schuld daran, reibt sich unverändert
weiter am Satz; "Familie gewinnt". Gelebte Doppelmoral christlicher
Überzeugungen mit Wirtschaftsflügel(n) im Nacken. Den ursprünglichen
Heilsbringern
neoliberaler Agendaprosa, fällt auch nichts besseres ein, als die
Mottenkiste mal wieder für Probleme in der Bildungspolitik zu öffnen.
Kunststück, - bei unter Dreijährigen. Denn ... merkwürdig, - die ständige
Verwendung des Kürzels; "KITA". Meines Erachtens, geht es beim
Betreuungsgeld um die familiäre Konkurrenz zur Kinderkrippe.
Im agendualen Altlastenheft
FAZ, sieht man sogar Glaubensfragen und Grabenkriege, die selbst noch Unionsfrauen um Volker Kauder herum zum heulen bringen.
Ausgerechnet um Kauder herum. Gott steh mir bei. Fehlt nur noch, dass Annette Schavan
föderale Krokodilstränen vergießt. Was soll's. Wenn sie es denn mal ehrlich täten.
Aber dann doch bitte nicht wegen Geld.
Mich bringt das nämlich auch zum heulen. Was soll man auch bei einer Gesellschaft,
deren einzige Bewertungsgrundlage nur noch Geld ist, - anderes machen als Heulen?
Und es ist auch kein Glaubenskrieg. Was soll das werden? Eine katholische- und eine
protestantische Kirche, - begründen ihren Glauben auf der Kirchensteuer? Komisch,
- in dem Fall, wären die ziemlich schnell leer und bar, - all ihrer
Mitglieder, - oder etwa nicht? Worüber reden wir hier eigentlich?
Über Geld, - oder darüber, dass wir entweder
Kinder nach neoliberalem Muster zur Leistungsverwertung, sowohl von Kindern
wie Eltern, - jetzt nun endgültig extern versorgen lassen, - oder gönnen wir ihnen und uns selber, noch
wenigstens ansatzweise eine Zeit, die etwas mit menschlichen Bindungen,
vertrauten Umgebungen, Mutter- und Vaterinstinkten, - sowie all dem humanitärem
menschlichen Kram zu tun hat, - der sich nicht in Money, Arbeitswelt und
Leistungstrimmerei verökonomisieren lässt? Wenn schon, dann wäre es
höchstens wünschenswert, dass daraus ein vernünftiger Streit um ethische Grundlagen
entstünde. Dies wäre wenigstens ehrlich. Und wir würden nicht über Geld,
- sondern über Kinder reden. Gibt's die noch irgendwo? Oder sind die jetzt
endgültig zum sinnlosesten aller Dinge geworden? Aber immerhin noch
betreuungs-würdig? Deshalb heißt dies nämlich Betreuungsgeld, - oder?
Junge, - betreust du heute mal den Hund? Kriegst auch nen Zehner dafür.
Und ja, - ich weiß. Das ist wieder mal höchst unsachlich, emotional
und natürlich wenig hilfreich. Meine Güte, - erzählt zweijährigen
Knöpfen mal was von Sachlichkeit. Ihr wollt Sachlichkeit?
Sachlich gesehen, existiert ein Zustand, in welchem wir ein mehr als
gewagtes soziologisches Experiment mit unseren eigenen Kindern betreiben.
Denn sachlich gesehen, gibt es nicht eine einzige brauchbare bzw.
belegbare wissenschaftliche oder pädagogische Grundlage, welche die Wirkung
dieser arbeitstechnisch und demografisch geforderten frühkindlichen
Absonderung von Kindern, aus ihrem elterlichen Umfeld abschätzen ließe.
Wir stopfen sie weg, gehen arbeiten und dann mal sehen, - was passiert.
No Risk, - no Fun, - oder? Aber sich groß über Geld streiten. Das können alle.
Man braucht dazu nur sein Gewissen an den sachlichen Nagel hängen.
Falls so was wie Gewissen überhaupt noch irgendwie außerhalb von Geldfragen vorhanden ist.
Dass ich das mal als Linker sagen würde, hätte ich mir jetzt auch nicht
träumen lassen. Nehmt es wie ihr wollt. Die Gründe dafür sind mir mittlerweile
ziemlich egal. Aber in dieser Hinsicht, - ist Seehofer mein Held. Wenn es nun mal
nicht mehr als Geld ist, welches dabei helfen könnte, mal wieder ein paar Moleküle
humanem Gewissens auf die Sprünge zu helfen, - warum also nicht?
Herdprämie gegen industriell forcierter Steuerung menschlicher Ressourcen,
- direkt von der Geburt ab. Was für ein Irrsinn. Pumpt sie voll mit der
Kohle. Von mir aus die zehn- oder zwanzigfache Menge. Besser investiert
als in jede Bank, - ist es allemal. Dann hört der Wahnsinn vielleicht auf,
und wir interessieren uns vielleicht tatsächlich mal wieder für unsere Kinder.
Denn ob das nun jemandem passt oder nicht, - die werden demnächst das reale
Bild dessen verkörpern, was wir in unserer unglaublichen Doppelmoral
so gerne als europäischen Humanismus verkaufen. Ich will das nicht mehr erleben.
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Kommentare:
Stefan R.
Uhrzeit 25.4.2012 19:24:50
Nein, es geht in allen Lebensbereichen nur noch um die Frage: Rechnet sich das? Bei Kinder geht es noch um die Frage, wie der Nachwuchs sich möglichst schnell und effektiv zu effizienten Wirtschaftssubjekten drillen lässt. Das ist mittlerweile alleiniges Ziel aller Pädagogik.
Spaß am Leben, Mitmenschlichkeit, Mitgefühl, Großzügigkeit - können wir uns im Zeitalter der Globalisierung nicht mehr leisten (der Chinese schläft ja schließlich nicht)! Allenthalben herrscht der Sachzwang, der es bekanntlich nie persönlich meint.
Bleibt nur die schale Hoffnung, dass irgendwann einmal, in circa 20 Jahren, die Turboleisterkinder massenhaft anfangen, ihren durchökonomisierten Elternmonstern genau das vor die Füße zu kübeln. Man wird ja wohl noch träumen dürfen...
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