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03.06.2012 von eb
, - Allerlei Textliches
Parteitagseindrücke
Wie wahrscheinlich die meisten linkslastigen bloggerles, hab ich natürlich auch mit Spannung am livestream des Parteitages der LINKEN gehangen. Und nachdem das Duo Kipping/Riexinger klar war, ist mir denn doch ein Stein vom Herzen gefallen. Naja, - ein Steinchen, aber doch mit Hoffnung gesegnet. Nach dem überraschenden Rücktritt von Schwabedissen und Zimmermann, muss man schon ein wenig arg blind sein, um nicht zu sehen, dass Lafontaine und Wagenknecht trotzdem gewonnen haben. Ob dahinter jetzt tatsächlich Strategie steckt, weiß ich nicht, - aber mit dem Über-Strategen Bartsch, hätte ich definitiv mein Tschüss und Adieu abgegeben. Den Willen zur Regierungsbeteiligung, sieht unsereiner immer noch kritisch, da die LINKE bisher eigentlich durch die ständige indirekte Übernahme ihrer Ideen und Kritiken durch die anderen Parteien, einen mehr subtil zu nennenden Einfluss hat, den man weiter hätte ausbauen können. Ich muss allerdings auch zugeben, dass die anfängliche Einstellung, aus der Opposition heraus die SPD zu sozialisieren, einfach an den Sozen gescheitert ist. Da bewegt sich gar nichts. Ganz im Gegenteil. Die Agendaritter dort, und speziell auch bei den Grünen, bilden für mich ein hyper-gefährliches Fortsetzungsspiel für ganz Europa. Welches auf keinen Fall harmloser sein wird, als das momentane christlich-liberale Bankrottspiel, das immerhin auf der gleichen Basis weiter marodiert. Genauso wie die linken Sozen sich jetzt endgültig als linke Seeheimer etablieren, haben die Grünen sich so was von eingekuschelt,
in ihrem Endloskompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie, dass
die gar nicht mehr merken, dass sie nur noch der Spielball von
Marktinteressen sind, dessen Klischee vom liebenswerten Natur-
Klima- und Umweltschützer als Marktsegment, genauso wie zur
Imaginierung eigener Corporate Identities, manipuliert und
ausgeraubt wird, wie eine Keksdose im Feerienlager.
Und mit den erklärten Agendagegnern Kipping und Riexinger, ist für mich im Moment die Glaubhaftigkeit vorhanden, auch über evtl. Regierungsmitbeteiligungen ohne an Macht orientierter Kompromisssklaverei, nicht mehr subtilen sondern praktischen Einfluss auszuüben. Doch dies wird die Zukunft zeigen.
Auffällig deckungsgleich beim neuen Führungsduo ist, ähnlich wie bei Lötzsch/Ernst, die Zusammenstellung zwischen einem schwer Theorie-lastigem Akademikerbackground und einem mehr bodenständigen Gewerkschaftsumfeld mit praktischer orientierten Vorkenntnissen. Die Zuweisung über Namen und Himmelsrichtung, habe ich bewusst weggelassen, da die Trennung zwischen Ost und West ja genauso überbrückt werden will, wie über weiblich/männlich, als auch theoretisch/praktisch. Ich begrüße das sehr. Besonders letzteres. Denn die allzu dominante Abstraktionslastigkeit linken Denkertums, ist nicht ganz unschuldig an mangelndem Zuspruch aus vielfältigerem Wählerpotential, welches deshalb auch teilweise Federn hat lassen müssen. Wünschenswert, wenn dieses Verhältnis, bei gleicher Dominanz, auf sich selber aufpasst. Ein Hang zum selbsternannten Elitentum, hat weitaus mehr Gesichter, als sich so manches Lesegemüt "praktisch" eingestehen möchte. Sehen wir dies als Wink mit dem Zaunpfahl, an die bräsig selbstgefällig zitierenden Adepten alter Drübersteher, die immer so gerne, fernab von den Menschen, im hinteren Eck der Kneipe Systeme basteln, während sich am Tresen Menschen mit Menschen ums Eingemachte kümmern.
Sorry, - musste sein. Hat aber jetzt auch gar nichts mit besagtem neuen Führungsduo zu tun, und wurde erfreulicherweise als Problem, sogar während des Parteitages, auch als solches erkannt und angesprochen. Auch dies gibt Hoffnung.
Man könnte noch eine Menge mehr dazu schreiben, und viele der alten Probleme, werden ganz bestimmt bleiben. Aber alles in allem, hat mir der Parteitag bisher eine Menge mehr, und auch vielschichtigere Selbstreflexion offenbart, als in anderen Parteien auch nur ansatzweise möglich wäre. Demokratie, ist guter Streit. Kein kuscheliges Harmoniebedürfnis mit endlos strategischer Wohlfühl-PR. Von daher, entspricht die momentane mediale Berichterstattung, lediglich dem gewohnten moderaten Mainstream über-entwickelter Political-Correctness, beim Eintrimmen einer der sonstigen Parteien auf Linie. Mein ganz eigenes subjektives Fazit, - zum Parteitag der LINKEN, der ja immer noch läuft und auch immer noch Menschen zeigt, die in einem gesunden Verhältnis zwischen Herz und Verstand, zwischen Sicht von außen und Sicht von innen, ohne sich vor einem Thema zu verstecken - weiter streiten; - Weiter so. Im Moment, - sieht das wirklich gut aus.
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Kommentare:
fenrir
Uhrzeit 3.6.2012 16:30:23
Treffende Analyse. Ich bin froh das Bartsch weit abgeschlagen wurde und die Positionen Lafos gestärkt wurden. Bleibt zu hoffen, das die Linke sich nun wieder auf sich selbst besinnt.
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