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13.06.2016 von eb , - Comic-Art

Die Untertasse, zwischen Kultur und Frohnatur.

Oder auch, - kleine Anleitung zur Elefantenzucht aus Mücken, für die noch ehrlich gebliebenen Comicseelen Mäuse-melkender Regenwurmgeweihköche und Luftballonaquarianer.

(C.) 50x50 Leinwand/Acryl (Klick macht bunter).
bild Eigentlich, könnte ich mir das Bunte auch als Titelbild zumindest des positiv gestimmtem Teils vom letzten Reiseprospekt vorstellen. Leider hat es zu diesem Zeitpunkt aber lediglich nur als Skizze existiert und die stattdessen verwendete fotografische Blickwinkelalternative zur ansonsten allzu manisch produzierten Mega-Symbolik, fand ich einfach angebrachter. Doch zwischen Turmhoheiten und landschaftlichen Schönheiten, gibt es ja nun wirklich mehr als genug schräge Gedanken, die man auf eine Untertasse legen könnte. Und wenn es nur sie selber ist. Es ist ja nun auch wirklich nicht so, - dass mich gerade die kleinen bis gar alltäglichen Dinge und Gebrauchsgegenstände des Lebens nicht interessieren würden-, bzw. nicht zu schätzen wüsste.

Bleiben wir also einfach mal bei der Untertasse selber. Also, - diese kleinen runden Dinger in Flachschalenform mit zusätzlich mittiger Einbuchtung, deren Zweck allenfalls darin besteht, auf Hochzeiten und Beerdigungen weiße Tischdecken vor Leuten zu schützen, die auch trotz affektierter bürgerlicher Sittsamkeitsshow,- unfähig sind, ohne Schütt- und Schlabberverhalten ihren Kaffee oder Tee zu trinken. Ansonsten, sieht man sie allenfalls noch als Notersatz für Aschenbecher. Phantasielose Menschen haben sogar Schwierigkeiten, sich etwas unter "fliegenden" Untertassen vorzustellen. Als wenn sie noch nie einen dieser Klischeefilme über Liebesdramen gesehen hätten, bei welchem von heißblütigen Damen auch mal das Porzellan als Argumentationshilfe verwendet wird. Dabei treten solche Dramen, doch nun wirklich häufiger auf als Hochzeiten und Beerdigungen. Gut, - angesichts der doch beträchtlichen Verletzungsgefahr, sollte man von solcherlei rohen Phantasien vielleicht tatsächlich Abstand nehmen, - aber besonders schlimm wird es, wenn es neben der Phantasie, auch mit dem Humor schlecht bestellt ist, - und die schöne glatte Oberfläche solcher fein-keramischer Erzeugnisse, nicht mal zum Anrühren von Farbe verwendet werden darf.

Da kann unsereins Mitbeteiligung am Küchengeschirr nur vom Glück reden, wenn ihn das Schicksal mit Liebesfreuden ohne eines dieser Klischees getroffen hat. Aber trotzdem, - nicht umsonst stehen in manchen Schränken ganze Türme solcher aufgestapelter Gerätschaften und warten sinnlose Ewigkeiten lang auf ihren Einsatz gegen zittrige Kaffeetassenbediener. Das Ganze auch noch in Zeiten, wo das Design von Kaffeetassen, sowieso immer mehr in Richtung Zylinder, denn Halbschale mit passender unterer Aufsatzfläche eben für Untertassen geht. Wobei ich es neben allem Mitleid für diese Lagerungsobjekte auch nicht verhehlen will, dass ich es zu den schönen Dingen zähle, hie und da auf'm Land noch den einen oder anderen tatsächlich existierenden kleinen Porzellanladen finden zu können, wo sie hinter dem Preisschild doch noch etwas mehr Tageslicht abbekommen, als wie im Schrank. Dieses "klein" ist dabei allerdings so obligatorisch, dass es vollkommen illusorisch wäre, sich überhaupt vorzustellen, da einen Elefanten durch die Tür quetschen zu wollen, um bereits schon dort die armen Untertassen vor der trostlosen bezahlten Zukunft eines langsamen Todes in der Dunkelheit, durch ein schnelles Ende erlösen zu können.

Wobei Überlegungen zum Herr über Leben und Tod von Untertassen, natürlich auch befremdlich sind, - und umso befremdlicher werden, wenn diese Befremdlichkeit auf Menschen trifft, denen zwar nicht die Befremdlichkeit beim Küchengeschirr fremd ist, aber Befremdlichkeiten bei Überlegungen zum Herr über Leben und Tod von Menschen, glatt am Arsch vorbei gehen. Doch dies ist wohl jetzt ein anderes und auch weitaus befremdlicheres bis traurigeres Thema, - bleiben wir also unverändert bei der Untertasse. Denn immerhin haben neben den Rauchern, Farbmischern und Elefantentreibern der Welt, wenigstens auch noch die Science-Fiction-Fans und sonstige Anhänger der Ufologie, ein anderes Verhältnis zu diesem Kulturgut, als lediglich simple Staubschutzfunktionen von Küchenschränken. Ja, - dies sogar in Formen, die den Untertassen endlich die verdiente Beförderung zu erhabeneren Trageflächen zugesteht, als lediglich für Kaffee, Asche oder Farbe. Die destruktiven Formen davon, sehen zumindest im Film, zwar durchaus ähnlich aus wie beim Liebesdrama oder dem Elefant im Porzellanladen, aber selbst dort, hat es noch etwas Edleres an sich, als das Ende im Mülleimer.

Weshalb man diese Spezialisten der assoziativen Geometrie, wohl getrost zu jenen zählen darf, welche der Untertasse endlich zum größten Status als Kulturerbe der Menschheit verhelfen könnten. Dass mir deshalb aber jetzt keiner von einer Elite der Untertassen spricht. Das wäre ungefähr so abstrus, wie die Verschwörungstheorie, dass die Besucher einer Bilderberger-Konferenz die Elite von was auch immer sein könnten. Ganz unabhängig davon, ob die da jetzt auf fliegende Untertasse machen oder einfach nur auf schrecklich wichtig. Letztendlich, sind sie das nur, weil sie eben ne wichtige Show machen und genügend Leute existieren, die ganz dringend scheinbar wichtige Leute brauchen, über die sie sich entweder aufregen- oder sie eben bejubeln bzw. glatt noch direkt oder indirekt zu einer Elite erklären können, weil das dämliche Wort Elite so herrlich substanzlos nach Wichtigkeit schmeckt. Nein, - die wahre Untertasse, besticht auch nach ihrer Erhebung zu höheren Tragweiten, durch Bescheidenheit. Und da wir es letztens ja sowieso schon von diesen Dingern im Umfeld von Zukunftsvisionen hatten, ist es mir geradezu eine doppelte Ehre, diesem edlem Vorhaben mit ein wenig Farbe meiner Unterstützung zu versichern. Und last not least; ein Hoch, - auf die Untertasse, - die daneben stand. So, - und das nächste Mal unterhalten wir uns darüber, wie man einen Tapezier-Pinsel so zu schätzen weiß, dass man mit ihm als Feinstrichpinsel der Größe 0-1 noch Puppenstuben streichen- oder gar Miniaturbilder malen kann.

.....

P.S. Wem dies jetzt allerdings wie zu viel Unsinn vorkommen sollte, befindet sich stellenweise vielleicht gar nicht mal auf einem ganz so schlechtem Weg. Weshalb man ihm hier natürlich auf keinen Fall die tatsächliche Wahrheit vorenthalten will. Die ist, - wie im richtigen Leben auch, sowieso viel kürzer, einfacher und auch eindeutiger. Es ist ganz einfach so gewesen, - dass Bartholomäus Querhorn, der Traumanimateur aus dem Märchenland, einfach dringend mal wieder seinen alten Kumpel Ewald in der realen Welt besuchen musste. Er hatte die Nase gestrichen voll davon, ständig das Traumfließband dieser heutigen Marktträumer bedienen zu müssen. Als ihn eines Nachts dann auch noch eine systemische Heilpraktikerin um Träume über die Realisierungsmöglichkeiten von systemischen Träumen zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit gebeten hatte, - und glatt noch meinte, dass man dies als Kundin wohl verlangen dürfe, - ist dem guten Bartholomäus dann endgültig der Hutkragen geplatzt.

Kurzum, - Bartholomäus brauchte dringend mal wieder einen ehrlichen Spinner- mit auch einfach reichhaltigerem Repertoire um sich herum. Einen, - der ihn auch verstehen könnte. Worauf man sich bei Ewald verlassen konnte. Der war Spinner von Geburt an. Ein Naturtalent, - sozusagen. Zudem war Bartholomäus sowieso abkömmlich, da gerade auch mal wieder eine dieser turnus-mäßigen Gesamtübernahmen der Märchenwelt durch die automatisierte Traummaschine von König Fußball stattfand. Also sattelte er seine fliegende High-Tech-Untertasse, die er einst in reichhaltigeren Traumzeiten mal einem zwar liebenswerten-, aber doch leicht überspanntem Ufologen ab geträumt hatte, um ihn vor allzu leichtsinnigen eigenen Flugexperimenten zu bewahren,- füllte die Kaffeetanks mit ausreichend Sprit, - und machte sich auf den Weg.


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